Saubere Luft in Tschechien

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In der ehemaligen Tschechoslowakei stand die Umweltschutzproblematik jahrzehntelang so gut wie gar nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Erst nach der politischen Wende 1989 wurden die einzelnen Regierungen, aber auch zahlreiche Unternehmen und die neu gegründeten Umweltschutzorganisationen vor die angehäuften Probleme gestellt und damit auch vor die Notwendigkeit, so schnell wie möglich Lösungen zu finden und umzusetzen. Informationen darüber, was in den zurückliegenden 12 Jahren erreicht bzw. nicht erreicht wurde, fasst Jitka Mladkova im folgenden Beitrag zusammen:

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Als eines der brennendsten Probleme der Tschechoslowakei bzw. der Tschechischen Republik galt jahrelang die Luftverschmutzung, die vor allem in den Industrie- und Ballungsgebieten Nordböhmens und Nordmährens extrem hoch war. In den vergangenen zwölf Jahren hat sich in diesem Bereich manches zum Besseren gewendet. Dies bewog kürzlich Umweltminister Libor Ambrozek zu der Feststellung, Tschechien könne sich schon jetzt mit dem europäischen Durchschnitt vergleichen. Von einer Besserung zeugt zwar u.a. die Tatsache, dass, verglichen mit dem Stand im Jahre 1990, heute siebenmal weniger Schwefeldioxid aus den Schornsteinen der tschechischen Kraft- bzw. Heizwerke und Chemiefabriken entweicht. Damit sind aber noch nicht die Pro-Kopf-Durchschnittswerte der EU erreicht worden, die um ein ganzes Viertel niedriger sind. Gegenwärtig wird im tschechischen Umweltministerium der Jahresbericht über die Umweltsituation in Tschechien für das Jahr 2001 ausgearbeitet, aus dem die heutige Ausgabe der Wirtschaftszeitung Hospodarske noviny in diesem Zusammenhang wie folgt zitiert: " Die Grundkennziffern unterscheiden sich nicht mehr wesentlich von den gängigen Messwerten der EU-Mitgliedsstaaten, sowie von denen, die in den Nachbarkandidatenländern Polen, der Slowakei und Ungarn, erzielt worden sind." Zitat Ende. Nun muss man sich fragen, was unter dem Wort "wesentlich" zu verstehen ist. Fest steht, dass sich Tschechien in der Mehrheit der Messwerte dem EU-Durchschnitt eher langsam annähert. Es gibt auch Bereiche, in denen das Land immer noch mühsam hinterherhinkt. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl entweicht in Tschechien um ein ganzes Drittel mehr Stickstoffoxid in die Luft als in den drei genannten EU-Kandidatenländern. Hierbei geht es vor allem um Abgase. Dies ist wohl ein hoher Preis dafür, dass die Zahl der Kraftfahrzeuge in Tschechien schneller zunimmt. Von allen vier Beitrittskandidaten zeichnet sich gerade Tschechien durch den höchsten Pro-Kopf-Wert bei der Produktion von Kohledioxid aus, der bekanntlich den sogenannten Treibhauseffekt verursacht. Der Energiebedarf dieser Länder ist in der tschechischen und in der slowakischen Industrie am höchsten. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl macht er im Vergleich zu Deutschland etwa das Doppelte aus. Minister Ambrozek hat eine Erklärung parat: Angesichts der Tatsache, dass die Umwelt in Tschechien im europäischen Vergleich besonders stark belastet ist, sei auch die Startposition des Landes wesentlich schlechter. Positivere Angaben hingegen dürfte der vorbereitete Jahresbericht zum Stand der Umwelt in Tschechien 2001 in Bezug auf die Bereiche Abfallwirtschaft und Nutzung stickoxidhaltiger Düngmittel beinhalten. Auf die Veröffentlichung des Dokuments muss man aber noch mindestens drei Monate gespannt sein, denn dieses muss in seiner Endfassung noch von der Regierung gebilligt werden.