Russland und die Ukraine drehen Europa den Gashahn zu

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Wir haben schon am Dienstag über die Probleme, die der russisch-ukrainische Gas-Streit in der Versorgung weiter Teile der EU auslöst, berichtet. Da bekam Tschechien noch knapp ein Viertel der mit Russland vereinbarten Gas-Liefermenge. Österreich meldete allerdings bereits einen Lieferausfall von 90 Prozent und Länder wie Griechenland, die Türkei und Kroatien waren bereits völlig von der Gasversorgung abgeschnitten. Am Mittwochmorgen gab es auch für die meisten anderen EU-Staaten ein böses Erwachen.

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„In der Nacht wurde der Gastransit von Russland über die Ukraine und die Slowakei nach Tschechien und weiter nach Deutschland komplett eingestellt. Das bedeutet, dass über diese übliche östliche Route im Moment kein einziger Kubikmeter Gas fließt. Das heißt, das Liefervolumen ist sowohl für Tschechien als auch für die Slowakei bei Null.“

So der Sprecher der in Tschechien für den Gasimport zuständigen Gesellschaft RWE Transgas Net, Martin Chalupský, am frühen Dienstamorgen im Tschechischen Fernsehen. Versorgungsengpässe drohten zurzeit aber keine, betont der Sprecher des Energiekonzerns:

„Wir versorgen alle Gasabnehmer in Tschechien wie gewohnt, und zwar durch die Gaslieferungen aus Norwegen und aus unseren Gasreserven.“

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Insgesamt sieben Großspeicherbehälter mit einem Gesamtinhalt von zwei Milliarden Kubikmetern gibt es in Tschechien. Bis zu 40 Tage lang kann damit die Versorgung aufrechterhalten werden, selbst bei einem Totalausfall sämtlicher Gaslieferungen. Experten warnen allerdings, dass sich zwar die Haushalte zurzeit nicht davor fürchten müssen, im Kalten zu sitzen, Großabnehmer in der Industrie aber durch den sinkenden Druck in den Leitungen bald Probleme bekommen könnten.

Der tschechische Industrie- und Handelsminister Martin Říman fordert daher eine rasche Lösung des russisch-ukrainischen Gas-Konflikts:

Minister Martin Říman  (Foto: ČTK)
„Die Situation, dass bei diesem frostigen Wetter kein Gas fließt, ist maximal für einige Tage erträglich aber keinesfalls länger. Wir müssen rasch eine Lösung finden. Das Problem hat sich von einem technisch-wirtschaftlichen Streit zwischen Russland und der Ukraine zu einem politischen Problem entwickelt, das Millionen von Kunden in Europa bedroht. Das kann man nicht hinnehmen.“

Am Montag und am Dienstag weilte Říman in Kiew und Berlin, um mit Politikern und Vertretern der Energiekonzerne zu verhandeln. Der Minister schlägt unter anderem die möglichst rasche Einberufung eines Dreier-Gipfels mit Vertretern Russlands, der Ukraine und der EU vor. Ebenfalls um eine Lösung bemüht sich Tschechiens Staatspräsident Václav Klaus, der am Mittwoch den russischen Botschafter in Prag zu sich auf die Burg zitiert hat. Und am Donnerstag reist Klaus nach Warschau, um mit seinem polnischen Amtskollegen Lech Kaczyński über mögliche Auswege aus der Gas-Krise zu beraten. Angedacht ist etwa, russisches Gas über Weißrussland und Polen nach Tschechien zu leiten.