Russische Presse: Tschechische Hilfsorganisation unterstützt Terroristen

In der Welt gibt es jede Menge Spannungsherde. Um die Not derjenigen, die unter diesen Konflikten leiden, zu lindern, sind weltweit humanitäre Organisationen im Einsatz. Ihre lebenswichtige Arbeit wird jedoch nicht selten von mindestens einer der Konfliktparteien erschwert. Das bekommt dieser Tage auch die tschechische Hilfsorganisation "Clovek v tisni (Mensch in Not)" zu spüren, deren Arbeit in den Not leidenden Gebieten des Nordkaukasus von der russischen Presse diffamiert und in ein dunkles Licht gerückt wurde. Lothar Martin mit den Einzelheiten.

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Die im Nordkaukasus tätigen humanitären Organisationen haben sich schon einige Monate lang des Drucks der russischen Behörden zu erwehren, die alles daransetzen, dass die internationalen Hilfskräfte dort ihre Arbeit einstellen. Der vorerst letzte Akt in einer ganzen Kette von willkürlich erzeugten Problemen ist dabei ein Artikel in der russischen Wochenzeitung "Argumente und Fakten", in dem die tschechische Organisation "Mensch in Not" der angeblichen Finanzierung von Terroristen mit UNO-Geldern bezichtigt wird. Die Autoren führen an, dass 70 bis 80 Prozent der 60 Millionen Dollar, die in diesem Jahr von der UNO für Projekte in Tschetschenien und Inguschetien bewilligt wurden, nicht dorthin gelangen würden, wohin sie sollten. Diese Aussage sowie die nicht bewiesene Behauptung, die tschechische Hilfsorganisation würde in Russland keine Steuern abführen, bezeichnete der Chef der nordkaukasischen Mission von "Mensch in Not", Marek Vozka, als unwahr. Man habe Unterlagen, die belegen, dass man allein im vergangenen Jahr 5,5 Millionen Rubel an Steuern abgeführt und sich in Inguschetien zudem einer Steuerkontrolle unterzogen habe, sagte Vozka. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk erklärte er des weiteren:

"Wir sehen diese Beschuldigungen als Bestandteil einer bereits lang andauernden Kampagne nicht nur gegen uns, sondern gegen alle hier im Nordkaukasus tätigen Hilfsorganisationen an. Wir sind der Meinung, dass es der Sinn und Zweck dieser Kampagne ist, unsere Arbeit im Nordkaukasus zu erschweren, ja letztlich unmöglich zu machen."

Ein Beispiel dafür, dass es den russischen Behörden im Zusammenspiel mit den Geheimdiensten und angeworbenen Journalisten schon gelungen ist, die Hilfsorganisationen an der Ausübung ihrer Tätigkeit zu hindern, ist eine polnische Organisation, die ihre Arbeit vollkommen einstellen musste, weil ihre Beschäftigten von diesen Behörden kein Visum mehr ausgestellt bekamen. Man versuche vor allem die kleinen Organisationen zu diskriminieren, weil sich große Organisation wie das Rote Kreuz und Memorial besser zu wehren wüssten, hieß es. Warum die russische Seite von Staats wegen daran ein Interesse habe, dazu sagte Marek Vozka:

"Die Motive resultieren daraus, weil im Kaukasus rund 40 humanitäre Organisationen arbeiten und weil darunter eine große Anzahl von Ausländern ist, die die Möglichkeit haben, die im gesamten Gebiet des Kaukasus ansässigen Einwohner unabhängig darüber zu informieren, was hier geschieht und wie alle so genannten Säuberungsaktionen der russischen Streitkräfte verlaufen."

Die tschechische Hilfsorganisation "Mensch in Not" ist seit dem Jahr 2000 im Nordkaukasus im Einsatz. Gegenwärtig kümmert sie sich um elf Schulen, in denen sie über 550 Flüchtlingskinder unterrichtet und betreut. Die Stiftung betreibt ferner eine mobile Klinik, ein Frauen- und ein psychosoziales Zentrum und sie versorgt die Ärmsten mit Lebensmitteln. Um die Tätigkeit uneingeschränkt fortsetzen zu können, will "Mensch in Not" jetzt auch gegen die falsche und destruktive Berichterstattung vorgehen. Wie, dazu äußerte Marek Vozka:

"Wir werden uns selbstverständlich offiziell an diese Wochenzeitung wenden und eine Richtigstellung der unwahren Aussagen einfordern. Und im Moment erwägen wir auch, eine Klage einzureichen."