Rettender Winton-Train rollt nach 70 Jahren wieder in London ein

Foto: ČTK

Der Winton-Train ist mittlerweile zum Begriff geworden. Sir Nicolas Winton hatte 1939 innerhalb weniger Monate hunderte von jüdischen Kindern in Sonderzügen aus der Tschechoslowakei nach England transportiert. Er rettete sie so vor dem sicheren Tod in den Vernichtungslagern der Nazis. Am 1. September 1939 war jedoch Schluss. Der Krieg hatte begonnen. Der bisher größte Kindertransport konnte nicht mehr ausrollen. Auf den Tag genau 70 Jahre danach rollte jedoch am Dienstag der Winton-Erinnerungszug von Prag nach London, wo er just angekommen ist. An Bord waren auch einige der vor 70 Jahren geretteten Kinder, der Winton-Kinder. Ebenso an Bord des Zuges war aber auch unser Korrespondent Vojta Berger. Christian Rühmkorf sprach mit ihm kurz vor der Sendung.

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Vojta, Du bist jetzt vier Tage mit dem Winton-Train von Prag nach London unterwegs gewesen. Ihr seid über Deutschland und Holland gefahren und habt unter anderem Station in Köln gemacht. Vojta, wie war die Fahrt in diesem historischen Sonderzug mit den ganzen, mittlerweile alt gewordenen Winton-Kindern?

„Für die Winton-Kinder war die ganze Reise vor allem eine einzigartige Gelegenheit sich zu treffen. Denn diese Leute treffen sich normalerweise gar nicht. Sie sind nach dem Zweiten Weltkrieg in der ganzen Welt verstreut. In dem Transporten im Jahre 1939 war es so, dass sich die älteren Kinder um die kleineren und kleinsten gekümmert haben. Und erst hier im Winton-Train konnten sich viele dieser jüngeren mit den älteren so richtig unterhalten und die gemeinsame Geschichte miteinander teilen. Außerdem hat der Winton-Train, der Winton-Zug, eine große, vielleicht sogar riesengroße Aufmerksamkeit geweckt. In allen Städten, wo wir halt gemacht haben – zum Beispiel in Köln – da wollte jeder unsere Dampflok auf einem Foto mit dem Kölner Dom haben. Und ich kann nur dazu sagen, dass alle Leute, die den Zug entlang der Strecke angeschaut haben, gelächelt haben und sagten, dass der Zug wirklich gute Laune verbreitet hat.“

Der Zug ist nun angekommen auf dem Londoner Bahnhof Liverpool Street. Ich nehme an, das war ein bewegender Moment, der mittlerweile 100-jährige Sir Nicolas Winton war ja auch gekommen, oder?

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„Genau, man ist zuvor von einem großen Medieninteresse ausgegangen, und diese Erwartung hat sich auch bestätigt. Auf dem Bahnsteig hier im Bahnhof Liverpool Station haben hunderte Leute auf den Zug gewartet. Unter ihnen war auch Sir Nicolas Winton, der seine so genannten „Kinder“ herzlich begrüßt hat. Wie man sich vorstellen kann, war die Atmosphäre voll von Emotionen, von Freude. Hier und da konnte man auch Tränen sehen. Für die meisten war es zwar nicht die erste Begegnung mit Sir Winton, aber trotzdem waren die positiven Emotionen sehr stark.“