Restaurierung der Karlsbrücke: hohe Geldstrafe für die Stadt Prag

Karlsbrücke - Tag der öffenen Tür. (Foto: ČTK)

Ihre Ursprünge gehen auf das Jahr 1357 zurück und sie hat schon so manches Unglück heil überstanden: Kriege, Aufstände und verheerende Hochwässer konnten sie nicht wirklich erschüttern. Die Rede ist von der Prager Karlsbrücke. Nun ist die Sehenswürdigkeit schlechthin in der tschechischen Hauptstadt aber in ihrer Existenz bedroht. Die seit 2007 laufende Sanierung habe an dem wertvollen Kulturdenkmal irreversible Schäden angerichtet. Das behaupten zumindest die Denkmalschützer. Deshalb ist der Prager Stadtmagistrat als Eigentümer der Brücke nun zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden.

Bis zu 30.000 Touristen überqueren jeden Tag die Prager Karlsbrücke. Dass an und auf dem historischen Baudenkmal gearbeitet wird, entgeht ihnen mit Sicherheit nicht. Schließlich versperren seit mehr als zwei Jahren Baustellengitter einen Teil des Weges und zu den Touristen-Stoßzeiten nimmt das Gedränge oft bedrohliche Ausmaße an. Weniger bekannt dürfte den meisten Besuchern allerdings sein, dass hinter den Kulissen ein erbitterter Streit über die Restaurierung der über 650 Jahre alten Brücke tobt. Am Mittwoch hat diese monatelange Auseinandersetzung einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Stadt Prag soll für die nicht denkmalgerechte Restaurierung der Brücke umgerechnet rund 130.000 Euro Strafe zahlen. Es sei zu einer ganzen Reihe von Verfehlungen gekommen, sagt der Leiter des Pilsener Denkmalamtes, Petr Jirásek:

Restaurierung der Karlsbrücke
„Zum Beispiel wurden die traditionellen Methoden des Steinmetz-Handwerks nicht respektiert, viele historische Steinquader wurden zerstört und durch Nachbildungen ersetzt. Die Fugen wurden mit einem handelsüblichen Kunststoff-Kitt verschlossen, wie er auch bei der Sanierung von Plattenbau-Häusern verwendet wird.“

Auch die Verwendung von Beton als Untergrund für die Pflasterung der Karlsbrücke kritisieren die Denkmalschützer aus Westböhmen. Beauftragt wurden die Mitarbeiter des Pilsener Kreisamtes vom Kulturministerium. Dessen Denkmal-Inspektion hatte den Prager Magistrat mehrfach für seine Untätigkeit im Zusammenhang mit der Restaurierung der Karlsbrücke kritisiert und auf mögliche Interessenskonflikte zwischen der Stadtverwaltung als Bauherr einerseits und Aufsichtbehörde andererseits hingewiesen. Bereits im Vorjahr hatte sich die Prager Stadtverwaltung für die mangelhafte Dokumentation der Restaurierungsarbeiten selbst bestraft. Umgerechnet rund 2200 Euro Geldstrafe, so lautete das milde Urteil des städtischen Denkmalamtes. Gegen dessen Leiter ermittelt die Polizei vor dem Hintergrund der Karlsbrücken-Restaurierung mittlerweile wegen Amtsmissbrauchs. Der Prager Kulturstadtrat, Ondřej Pecha kritisiert die nun von den Pilsener Denkmalschützern verhängte Strafe:

Karlsbrücke
„Wir werden einerseits gegen den Bescheid an sich Berufung einlegen und außerdem gegen die Strafhöhe. Das verhängte Bußgeld liegt nur knapp unter der Höchststrafe von vier Millionen Kronen. Mit anderen Worten: Hätten wir die Karlsbrücke gesprengt, dann müssten wir nur ein wenig mehr bezahlen. Also halten wir die Strafhöhe für alles andere als angemessen.“

Am Zug ist nun wieder das Kulturministerium, das als Denkmalschutzbehörde zweiter Instanz über die Berufung entscheiden muss.