Region Hlinsko pflegt Tradition des „Masopust“ in Tschechien

Foto: ČT24

In Deutschland nähert er sich wieder seinem Höhepunkt, der Karneval beziehungsweise Fasching, der auch als fünfte Jahreszeit bezeichnet wird. In Tschechien ist diese Periode etwas kürzer und der Karneval heißt „Masopust“. Er beginnt am Tag nach den Heiligen Drei Königen (6. Januar), endet aber auch am Aschermittwoch. In den großen Städten wie Prag und Brno / Brünn gibt es keine Rosenmontagszüge, dafür wird Masopust ausgiebig in den ländlichen Regionen gefeiert.

Fasching im Areal des Freilichtmuseums Veselý Kopec  (Foto: ČT24)
Es herrschte ein ausgelassenes Treiben, als die Masken aus dem ostböhmischen Vortová durch das Areal des Freilichtmuseums Veselý Kopec zogen. Das war vor zwei Wochen, als die Narren aus der Region Hlinsko ihre Veranstaltungsserie zum diesjährigen Karneval starteten. Bis Ende des 19. Jahrhunderts reicht die Tradition der Kostümumzüge hier zurück. Hochgehalten wird sie durch die Einwohner von vier Gemeinden: Blatno, Hamry / Hammer, Studnice / Studnitz und eben Vortová. Und dafür gebühre ihnen ein großes Lob, sagt Zuzana Malcová aus dem Kulturministerium in Prag:

„Wenn sie diese Tradition nicht ständig gepflegt und an ihre Nachfahren weitergegeben hätten, dann könnte man sich heute gar nicht mehr darüber unterhalten.“

Zuzana Malcová  (Foto: Archiv der Hochschule für Ökonomie in Prag)
Die Freunde des Masopust sprechen aber nicht nur über die traditionellen Masken aus der Region Hlinsko, sondern bewundern ebenso ihre farbenfreudigen Kostüme. Ihre Anfertigung obliegt deren Trägern ganz allein. Der Fleiß, den sie in diese Arbeit stecken, ist dann auch zu sehen – denn die Kostüme sind ziemlich schrill und einfallsreich gestaltet. Zuzana Malcová:

„Die Kostüme sind so interessant, dass die Maskenumzüge in den genannten vier Orten der Region vor fünf Jahren in die Repräsentative Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen wurden.“

Diese Auszeichnung hat den Narren der Region noch einmal richtig Auftrieb gegeben. Am dritten und zweiten Wochenende vor Aschermittwoch zelebrierten sie ihre Umzüge bereits in drei Orten. Der abschließende Umzug findet an diesem Samstag in Vortová statt. Auch dieser wird wieder angeführt von der Maske „Der Gescheckte“ und einer speziellen Frauen-Maske. Dabei stecken in den Kostümen in der Regel nur Männer. Wenn die Masken dann durch ihre Dörfer ziehen, machen sie Halt vor jedem Haus, um dessen Einwohnern Glück und Gesundheit zu wünschen. Zudem spielen und singen sie das Wunschlied ihrer Gastgeber, dazu tanzen die Masken der vier Türken.

Foto: ČT24
Als Dank für ihre Darbietung werden die Maskenträger reichlich bewirtet, insbesondere mit Krapfen und Alkohol. Aber auch eine deftige Hausschlachtung ist zu Masopust keine Seltenheit. Zu den traditionellen Kostümen, die des Weiteren am Umzug teilnehmen, gehören auch die Schornsteinfeger, die Strohmänner, die Juden, die Schinder und die beiden Stuten.

Die Stuten spielen schließlich den einzigen traurigen Part in der ansonsten heiteren Masopust-Zeremonie. Jeder Umzug endet nämlich mit dem Ritual, bei dem die Stuten getötet werden. Danach aber kennt die Ausgelassenheit keine Grenzen mehr und am Abend singt und tanzt das ganze Dorf.

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Autor: Lothar Martin
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