Radprofi Kreuziger: Freispruch ist Etappensieg, will aber alles meistern

Roman Kreuziger (Foto: McSmit, CC BY-SA 3.0)

Roman Kreuziger ist der erfolgreichste tschechische Radprofi der jüngeren Vergangenheit. Der frühere Junioren-Weltmeister hat 2008 die Tour de Suisse und 2009 die Tour de Romandie gewonnen. Bei der ruhmreichen Tour de France belegte er 2013 den hervorragenden fünften Platz. In diesem Jahr aber durfte er dort nicht starten. Der Radsport-Weltverband UCI hatte ihn wegen Dopingverdachts gesperrt. Am Montag ist Kreuziger indes vom Schiedsgericht des Tschechischen Olympischen Komitees (ČOV) von diesem Vorwurf freigesprochen worden.

Roman Kreuziger  (Foto: Pavel Bouda,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Seit Ende Juni durfte Roman Kreuziger keine Radrennen mehr fahren. Der Grund: Der Weltverband UCI hatte ihn suspendiert wegen Unregelmäßigkeiten in seinem Blutpass in der Zeit zwischen 2011 und 2012. Der 28-jährige Profi beteuerte zwar immer wieder seine Unschuld, doch ohne die ihn entlastenden Fakten konnte er niemanden so recht überzeugen. Diese Fakten in Form von ärztlichen Gutachten brachte er dann am 11. September bei seiner Anhörung vor dem Schiedsgericht des ČOV ein. Die vorgelegten Argumente hat das Schiedsgericht eingehend geprüft, betont ČOV-Sprecher Alexandr Kliment:

Alexandr Kliment  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Die Schiedskommission hat sich mit einer ganzen Reihe von Argumenten des Sportlers sowie von dessen Gegenseite befasst. Einer der wichtigsten Punkte bei der Bewertung des Falls waren die im Biopass festgelegten Grenzwerte, und die hat der Sportler kein einziges Mal überschritten.“

Auch aus diesem Grund kam das Schiedsgericht elf Tage später zu dem Urteil, dass Kreuziger nicht gedopt habe und somit freizusprechen sei. Für die Ausschläge in seinem Blutpass machte der Rennfahrer von Anfang an die Medikamente gegen seine Schilddrüsenbeschwerden verantwortlich. Von den Tabletten musste er zuletzt eine erhöhte Dosis zu sich nehmen, so Kreuziger:

Roman Kreuziger  (Foto: McSmit,  CC BY-SA 3.0)
„Ich bin kein Betrüger und habe nie etwas Verbotenes getan. Ich suche auch keine Ausreden oder Alibis, weil ich sie nicht nötig habe“,

beteuerte Kreuziger noch einmal im Anschluss an die Verhandlung vor Journalisten. Und dann ließ er auch seinen momentanen Gefühlen freien Lauf:

„Ich will dieses Schreckgespenst endlich hinter mir lassen. Im vergangenen Jahr durfte ich noch Rennen fahren, seit Juni dieses Jahres aber schon nicht mehr. In dieser schweren Phase stand die Familie hinter mir, das war eine angenehme Sache. Die Tatsache aber, dass ich meinen Beruf nicht ausüben durfte, war nicht ideal.“

Foto: Tschechisches Fernsehen
Durch die lange Sperre ist Kreuziger schon über 100 Tage lang kein Rennen mehr gefahren. Daher musste er auch schweren Herzens auf einen Start bei der Weltmeisterschaft verzichten, die dieser Tage in Spanien ausgetragen wird:

„Man kann von mir nicht erwarten, dass ich nach 100 Tagen Wettkampfpause mit den Besten der Welt mithalten kann. Doch im Hinblick auf die nächste Saison wäre es wichtig, dass ich noch ein paar Rennen in diesem Jahr bestreite, um wieder in den Rennrhythmus zu finden.“

Hierbei hofft Kreuziger, dass er im Oktober entweder an der Lombardei-Rundfahrt oder an einem Etappenrennen in China teilnehmen kann. Nach dem Freispruch für ihn haben indes die UCI und die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) noch die Möglichkeit, innerhalb eines Monats vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) Einspruch einzulegen. Deshalb ist sich der Rennfahrer des Tinkoff-Saxo-Teams auch bewusst, dass das letzte Wort zu den Dopingvorwürfen, die gegen ihn erhoben wurden, noch nicht gesprochen sein muss:

„Der heutige Freispruch ist nur eine Etappe. Aber wie ich schon sagte, meine Anwälte und ich glauben, dass wir die gesamte Prozedur meistern werden.“

Autor: Lothar Martin
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