Privatisierung der tschechischen Fluglinie ČSA gestartet

4700 Mitarbeiter, 104 Destinationen in 44 Ländern, 51 Flugzeuge. Das sind einige der Kennzahlen der Tschechischen Fluglinie ČSA. Knapp 92 Prozent der Anteile an dem 1923 gegründeten Traditionsunternehmen hält bisher der tschechische Staat. Im Vorjahr hat die Regierung die Privatisierung der Fluglinie beschlossen. Am Montag ist nun die erste Runde des Bieterverfahrens zu Ende gegangen.

Miroslav Kalousek  (Foto: ČTK)
Vier Bewerber haben sich um den Kauf der Staatsanteile an den „České Aerolinie“ (ČSA) beworben. Weit weniger, als Finanzexperten und das tschechische Finanzministerium als Verkäufer erwartet und erhofft haben. Entsprechend verhalten fiel die Reaktion von Finanzminister Miroslav Kalousek aus:

„Ich nehme diese vier Angebote zur Kenntnis. Natürlich wäre ich glücklicher, wenn es mehr Interessenten gäbe. Und wenn es weniger gewesen wären, wäre ich wirklich traurig.“

Wer sind nun diese vier Interessenten? Erstens der französisch Airline-Riese Air France-KLM. Zweitens: Die russische Fluglinie Aeroflot. Mit beiden arbeitet die ČSA bereits jetzt in der Allianz „Sky Team“ eng zusammen. Daher gelten sie auch als die beiden aussichtsreichsten Kandidaten für eine Übernahme der Staatsanteile an der ČSA. Aeroflot benötigt allerdings einen Partner aus der EU. Dies fordern die Ausschreibungsbedingungen. Andernfalls droht der Verlust der wertvollen Landerechte auf den Flughäfen innerhalb der Union. Bei Air France-KLM, die auch 25 Prozent an der neuen Alitalia hält, und die mit fast 550 Flugzeugen mit Abstand der größte Luftfahrtkonzern in der EU ist, könnten wiederum kartellrechtliche Probleme drohen.

Flugzeug - letadlo  (Foto: Archiv Radio Prag)
Ein Angebot abgegeben hat auch die US-amerikanische Investmentgesellschaft Odien. In Tschechien ist sie bekannt als Mehrheitseigentümer des traditionsreichen Reisebüros Čedok. Interessiert am Kauf der Mehrheitsanteile an der ČSA ist auch ein Konsortium aus der von der Island-Air dominierten tschechischen Charterflug-Gesellschaft Travel Service und dem tschechischen Reise- und Handelsunternehmen Unimex Group.

Das unerwartet geringe Interesse an eine Übernahme der Tschechischen Fluglinie könnte auch den Verkaufspreis erheblich drücken. Der Finanzmarkt-Analyst Jan Procházka zeigte sich im Tschechischen Fernsehen allerdings optimistisch:

„Es sind immerhin zwei starke Anbieter vertreten. Die wissen übereinander sehr gut Bescheid und ihnen ist klar, dass sie sich gegenseitig überbieten müssen. Wir bleiben dabei: Bis zu 4,5 Milliarden Kronen Erlös sind drin.“

Umgerechnet rund 170 Millionen Euro soll der Verkauf der ČSA demnach in die Kassen des tschechischen Staates spülen. Die einzelnen Angebote werden nun geprüft. Danach wird am 15. Mai die zweite Runde im Bieterverfahren eröffnet. Bis Ende September dieses Jahres soll der neue Eigentümer der tschechischen Fluglinie feststehen.