Preisgekrönte Brückenbauer: Klostermann-Verein zu Besuch im Böhmerwald

Karel Klostermann

Er wird Dichter des Böhmerwaldes genannt: Karel Klostermann, der seine ersten Romane und Erzählungen auf Deutsch, die späteren jedoch Tschechisch geschrieben hat. Das Werk des Schriftstellers zu verbreiten und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Tschechien und Deutschland auszubauen, sind die Ziele des Klostermann-Vereins. Vertreter der bayerischen Vereinssektion nahmen im August an einem Kirchenfest teil, das seit einigen Jahren unweit der Gemeinde Srní / Rehberg veranstaltet wird. Radio Prag sprach bei dieser Gelegenheit mit dem ersten Vorstand des Klostermann-Vereins, Alfons Maurer.

Alfons Maurer  (rechts). Foto: Martina Schneibergová
Herr Maurer, Sie sind mit vielen Mitgliedern des Karel-Klostermanns zum Gottesdienst bei der Hauswald-Kapelle gekommen. Wie ist die Tradition entstanden, dass die Klostermann-Freunde gerade hierher in den Böhmerwald kommen?

„Die Tradition verdanken wir einer frühen Initiative des ehemaligen Bürgermeisters von St. Oswald-Riedlhütte, Georg Weny, der leider schon verstorben ist. Er hat gleich nach der Wende von 1989 Kontakt zur Gemeinde Rehberg aufgenommen und sich dafür engagiert, dass möglichst viele Leute zu Kirchweihen in den Ort kommen. 2006 wurde die Hauswaldkapelle wieder zum Teil errichtet. Der Nationalpark Böhmerwald hat zudem die Quelle neu gestaltet. Seit der Zeit treffen sich die bayerische Sektion des Karel-Klostermann-Vereins aus Grafenau und die tschechische Sektion aus Rehberg jedes Jahr hier an der Hauswaldkapelle. Wir freuen uns jedes Jahr, wenn wir kommen können, weil wir immer Bekannten und Freunden begegnen. Der Ort hier ist wirklich geheimnisvoll und mystisch, und uns gefällt es hier sehr gut.“

Die Vereinsmitglieder geben Werke von Karel Klostermann heraus und initiieren die Übersetzungen aus dem Tschechischen ins Deutsche. Wie groß ist das Interesse für den Böhmerwaldschriftsteller?

„Wir haben bisher 15 Romane in deutscher Übersetzung von Klostermann herausgegeben. Sie sind im Wesentlichen in den Verlagen Karl Stutz Passau und Samples Verlag Grafenau erschienen. Am 2. Oktober erscheint das letzte Buch in deutscher Übersetzung, das wir herausgeben wollen, und zwar ‚Za štěstím‘, auf Deutsch ‚Dem Glück hinterher‘, und dann schließen wir die Reihe ab. Die ersten Übersetzungen hat Gerold Dvorak aus Bergreichenstein, später Passau, angefertigt. Die späteren Übersetzungen stammen von Helfried Reischl aus Großarmschlag. Die Nachfrage ist, offen gestanden, nicht sehr groß, aber was Klostermann schildert, ist ein Zeugnis aus dem Zentralböhmerwald aus den Jahren 1870 bis 1900. Es gibt eine Kultur wieder, die heute nicht mehr besteht. Historisch ist das Werk hochinteressant. Der Vorzug zu Adalbert Stifter, wenn ich eine Bewertung abgeben darf, besteht darin, dass Klostermann sehr viel realistischer die Situation schildert im Vergleich mit Stifter.“

Preis Brückenbauer  (Foto: Archiv des Kreises Plzeň)
Sie wurden vor kurzem mit einem Preis ausgezeichnet. Was war das für eine Anerkennung?

„Wir haben am 4. Juli den Niederbayerischen Europapreis verliehen bekommen, und zwar initiiert vom Europaabgeordneten Manfred Weber, der Vorsitzender der Fraktion der Europäischen Volkspartei im Europaparlament ist. Er hat uns für den Preis vorgeschlagen. Bei der Preisverleihung waren beide Sektionen des Vereins, die tschechische sowie die bayerische, stark vertreten. Letztes Jahr haben wir vom Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee den Preis ‚Stavitel mostů‘, auf Deutsch Brückenbauer, für unser Engagement im grenzüberschreitenden Bereich erhalten. Wir waren der erste grenzüberschreitende Verein, der nach der Wende hier gegründet worden ist – 1998 mit einer tschechischen und einer bayerischen Sektion. Wir freuen uns, dass wir so gut zusammenarbeiten. Die bayerische Sektion hat über 80 Mitglieder und die tschechische in Srní etwa 30.“