Prager Nationalmuseum beteiligt sich an Denkmalschutzhilfe für Syrien

Palmyra (Foto: ČT24)

Der Bürgerkrieg in Syrien ist immer noch nicht zu Ende. Trotzdem werden jetzt schon Vorkehrungen für die Zeit danach getroffen. Zum Beispiel bei der Erhaltung von syrischen Kulturdenkmälern. Tschechien will sich daran beteiligen, weshalb das Nationalmuseum in Prag am Montag einen Kooperationsvertag mit dem Amt für Denkmäler und Museen in Damaskus unterzeichnet hat.

Palmyra  (Foto: ČT24)
Die Ruinenstadt Palmyra gilt als eines der wichtigsten Relikte der Antike. Mittlerweile wurde sie leider zu großen Teilen von islamistischen Terroristen zerstört. Dennoch konnte einiges gerettet werden, sagte der Direktor der syrischen Museumsbehörde, Maamoun Abdulkarim, im Tschechischen Fernsehen:

„Es ist uns gelungen, aus Palmyra noch Sachen zu retten, bevor die Stadt in die Hände der Islamisten fiel. Wir haben mehr als 400 Skulpturen und weitere Kunstgegenstände in Sicherheit gebracht.“

Am Montag war Abdulkarim in Prag zu Gast und hat mit dem Direktor des Nationalmuseums, Michal Lukeš, eine Deklaration über die Zusammenarbeit unterzeichnet. Und die tschechische Hilfe für Syrien soll sofort anlaufen, betonte Lukeš:

Michal Lukeš  (Foto: ČT24)
„In einer ersten Phase konzentrieren wir uns auf die Entsendung von Chemikalien und weiteren Materialien zur Restaurierung und Konservierung der Gegenstände, die an verschiedenen Orten Syriens gerettet wurden. Das klingt banal, doch diese Materialien sind im Bürgerkriegsland derzeit nicht vorrätig, von daher haben uns die Syrer darum gebeten.“

In einer zweiten Phase, die im Herbst beginnt, wolle man bereits mehrere der geretteten Skulpturen und Kunstgegenstände in Tschechien restaurieren, schildert Lukeš. Bei dieser Gelegenheit sollen auch Denkmalschutz-Experten aus Syrien hierzulande fortgebildet werden:

„Die Denkmalpflege in Syrien war bis vor dem Krieg auf einem ganz hohen Niveau. Doch in den vergangenen fünf, sechs Jahren hat man wegen des Kriegs den Kontakt zur Außenwelt verloren und damit auch zu modernen Methoden, mit denen heutzutage Denkmalschutz weltweit betrieben wird. Die Kuratoren und Restauratoren aus Syrien, die im Herbst zu uns kommen, werden bei den Arbeiten an ihren Kunstgegenständen assistieren und kontrollieren. Andererseits aber werden sie von uns geschult und mit den modernen Trends vertraut gemacht, zum Beispiel mit dem Scanning und der Digitalisierung von Kulturgütern.“

Foto: ČT24
Die Unterstützung für das arabische Bürgerkriegsland basiert auf einem staatlichen Programm zur Entwicklungs- und humanitären Hilfe für Syrien, das die tschechische Regierung im vergangenen Jahr verabschiedet hat. Dieses Programm gilt für einen Zeitraum von drei Jahren, von 2017 bis Ende 2019. Der Umfang der Zuwendungen ist dabei klar definiert, ergänzt Lukeš:

„Die Gesamtsumme aller Hilfsmittel für Syrien liegt bei 200 Millionen Kronen (ca. 7,5 Millionen Euro). Davon wurden 40 Millionen Kronen (ca. 1,5 Millionen Euro) für die Denkmalpflege veranschlagt.“

Um die Folgen des Krieges in allen Bereichen zu überwinden, braucht Syrien natürlich eine weit größere Unterstützung. Die bekommt das leidgeprüfte Land auch von der Weltgemeinschaft. Bei der Denkmalpflege aber sind die Syrer froh, dass die Kollegen aus Tschechien zu ihren Partnern zählen. Denn die tschechischen Experten auf diesem Gebiet haben sich bereits einen guten Ruf erworben bei Schutz und Pflege von Kulturgütern aus Afghanistan und dem Sudan.

Autor: Lothar Martin
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