Prager Modesalons 1900-1948: Ausstellung zeigt hohes handwerkliches Niveau und zeitgenössische Modetrends

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Eine Ausstellung im Prager Kunstgewerbe-Museum bringt die Mode in Prag in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts näher. Gezeigt werden Modelle von 35 mehr oder weniger berühmten Prager Modesalons, die von hohem handwerklichem Niveau sowie Inspirationen durch weltweite Modetrends zeugen.

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Sich Kleider bei Podolská oder bei Rosenbaum schneidern zu lassen, das gehörte in der Zwischenkriegszeit zum guten Ton. Die Creme der Gesellschaft, Frauen von Politikern, Bankiers und Unternehmern oder Schauspielerinnen trugen Luxusmodelle aus diesen beiden Prager Modesalons. Doch nicht alle Salons in Prag waren so luxuriös, viele schneiderten auch für einfache Bürger. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es üblich, Kleidung nach Maß zu tragen, bestätigt die Autorin der Ausstellung im Kunstgewerbe-Museum, Eva Uchalová:

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„Man ließ sich wegen der höheren Qualität Kleidung auf Maß schneidern. Denn die Mode von der Stange war damals noch nicht so perfekt, die Größen waren nicht an alle Details und an jede Figur angepasst, wie es heute der Fall ist.“

Obwohl es für jede gesellschaftliche Schicht andere Schneider gab, zeichneten sich alle durch hohe Qualität und gute handwerkliche Verarbeitung aus. Und die Kleidung entsprach den neusten Modetrends:

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„Die tschechischen Schneider hatten auch in der Konkurrenz mit dem Ausland eine hervorragende Position. Sie gingen oft auf Wanderschaft in die Welt und blieben aber auch danach noch als Schneider in ausländischen Firmen. Ich habe von vielen tschechischen Schneidern gelesen, in den besten französischen Salons gearbeitet haben. Noch im Jahr 1948 wurde berichtet, dass sie in der Welt sehr gefragt waren. Aber nicht nur die Schneider, auch die Prager Salons bemühten sich Ende der 30er Jahre, sich im Ausland durchzusetzen. Hana Podolská veranstaltete zum Beispiel Modeschauen und versuchte, ihre Modelle nach Skandinavien, nach Holland und nach England zu exportieren. Leider wurde dieser erfolgreiche Trend durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen.“

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Mehr als 80 Modelle aus den Werkstätten der Prager Modesalons sind nun im Prager Kunstgewerbemuseum zu sehen. Ausgestellt wird eine breite Skala von praktischen Kostümen, über Nachmittagskleider bis zu großen Abendroben. Der erste Teil der Ausstellung gilt der Mode bis 1918, die sich überwiegend an Wien und seinen Moderichtungen orientiert hat. Der zweite Teil zeigt die Zwischenkriegszeit, die eine Blütezeit des Modeschaffens war. Der erste Schlag kam nach 1939, als die jüdischen Besitzer von Modefirmen enteignet wurden, der zweite und endgültige dann mit der Verstaatlichung der Salons ab 1948. Von den Exponaten hebt Kuratorin Eva Uchalová die Ballroben hervor. Eines der Abendkleider ist gleich am Eingang in den Hauptsaal zu sehen:

„Alles an diesem Charleston-Kleid wurde handgemacht. Weil die Fransen ungeheuer schwer sind und der Stoff durch das Gewicht leiden könnte, haben wir das Kleid liegend ausgestellt. Aber ich finde das gut, weil man sich so alle Details besser ansehen kann.“

Die Ausstellung „Prager Modesalons 1900–1948“ ist bis Ende April im Kunstgewerbe-Museum in Prag zu sehen.