Prager Aufstand am 5. Mai 1945 – Tschechischer Rundfunk in diesem Jahr keine Kulisse für Gedenkfeier

Gebäude des Tschechischen Rundfunks im Mai 1945

Alljährlich fand sie am Haupteingang des Tschechischen Rundfunks statt, die Gedenkfeier zum Jahrestag des Prager Aufstandes am 5. Mai 1945, dort, wo auf Tafeln die Namen der Opfer angebracht sind. In diesem Jahr ist der Eingang jedoch abermals verbarrikadiert.

Nicht Soldaten der Wehrmacht verbarrikadieren den Tschechischen Rundfunk. Baukräne und Bauzäune verhindern den Zutritt zum Gebäude. Seit einem dreiviertel Jahr wird das historische Funkhaus renoviert. Generaldirektor Václav Kasík hat daher auf dem Altstädterring an die Toten erinnert, die der Prager Aufstand und der Kampf um den Rundfunk forderten. Der Rundfunk hatte in den ersten Maitagen eine entscheidende Rolle gespielt, als wichtiges und heftig umkämpftes Medium - und als ein Zentrum, von dem aus die Straßenkämpfe gegen die Wehrmacht in Prag über die Radioapparate koordiniert werden konnte.

Der Aufstand begann am Vormittag des 5. Mai im Prager Stadtteil Pankrác. Mittags schloss sich auch der Tschechische Rundfunk an. 12:33 Uhr wurde der bekannte Hilferuf aus einem versteckten, improvisierten Studio gesendet, während deutsche Soldaten versuchten, das Gebäude zu halten.

Opfer des Prager Aufstands
„Wir rufen die tschechische Polizei, die tschechische Gendamerie, die tschechischen Soldaten auf, unverzüglich zum Tschechischen Rundfunk zu kommen. Alle zum Tschechischen Rundfunk. Es werden hier Tschechen erschossen. Kommt sofort zur Hilfe – wir rufen alle Tschechen!“

Wlassow-Armee
Bis in die Nachmittagsstunden leisteten deutsche Soldaten im Rundfunk Widerstand. Zur Hilfe kam den Pragern die Russische Befreiungsarmee, die so genannte Wlassow-Armee. An der Seite Hitler-Deutschlands hatte sie bisher gegen die stalinistische Sowjetunion gekämpft. Das nahe Ende des Krieges ließ sie überlaufen. Am 9. Mai erreichte auch die Rote Armee Prag, während die Amerikaner bereits seit drei Tagen an der Demarkationslinie in Pilsen standen.

Der Aufstand des 5. Mai 1945 ist bis heute - auch unter den Historikern - umstritten. Schließlich geht es um die historische Erinnerung, das historische Erbe. Einige heben die Rolle der Kommunisten hervor, andere die der Wlassow-Armee, manche meinen, der Aufstand sei schon seit mehreren Monaten vorbereitet worden, andere sagen wiederum er sei eher sponatan gewesen. Fest steht: An die 1000 deutsche Soldaten starben, 300 Wlassow-Kämpfer und über 1500 Tschechen ließen ihr Leben bei den letzten Kämpfen in den letzten Kriegstagen.