Prag unter Karl IV. – die prächtigste Baustelle Europas

Foto: Martina Schneibergová

Haben Sie gewusst, dass der Prager Karlsplatz im Mittelalter der größte Marktplatz Europas war und das Prag zu Zeiten Karls IV. aus vier Städten bestand? Dies und mehr erfahren Sie in einer neuen Dauerausstellung, die seit Dienstag in Prag zu sehen ist. Sie beschreibt den Umbau der tschechischen Hauptstadt unter Karl IV. sowie das Leben in der Moldaumetropole unter den Luxemburgern.

Haus Zum Goldenen Ring  (Foto: Martina Schneibergová)
Durch einen dunklen Gang im mittelalterlichen Haus Zum Goldenen Ring geht es in die Dauerausstellung. Unter anderem Archäologe Petr Starec vom Prager Stadtmuseum hat die neue Schau zusammengestellt:

„Mit diesem geheimnisvollen Raum bemühen wir uns, die Besucher auf die Ausstellung einzustimmen. Zu hören sind galoppierende Pferde. Sie symbolisieren die etwas dramatische Ankunft der Luxemburger in Prag.“

Auf einer Leinwand im nächsten Raum werden mittelalterliche Buchmalereien belebt. Sie zeigen den neugeborenen späteren Kaiser Karl IV. In der multimedialen Schau, bei der auch die musikalische Begleitung nicht fehlt, stehen Bildschirme mit Kopfhörern zur Verfügung. Sie bieten Informationen über die damalige Architektur in Prag. Petr Starec.

„Auf Tschechisch und Englisch kann jeder nach Gebäuden suchen, die sich Anfang des 14. Jahrhunderts auf dem heutigen Prager Stadtgebiet befanden. In der Zeit also, als die Luxemburger nach Böhmen kamen.“

Foto: Martina Schneibergová
Gezeigt werden des Weiteren Modelle der Prager Burg, des Vyšehrad und anderer Bauten, die erst unter Karl IV. errichtet wurden. Zu sehen sind auch archäologische Funde aus den Sammlungen des Stadtmuseums, darunter ein einzigartiges Pilgerabzeichen vom Ende des 14. Jahrhunderts. Zu den Höhepunkten der Ausstellung gehört ein Modell von Prag, auf dem mit Hilfe von Videomapping die Verwandlungen der Stadt unter Karl IV. dargestellt werden. Petr Starec:

„Aus den Kopfhörern erfahren die Besucher mehr zur Entwicklung der Stadt. Mit Hilfe verschiedener Farben, mit denen das Modell beleuchtet wird, werden die Stadtentwicklung und die Architektur in den einzelnen Stadtteilen dargestellt, die unter Karl IV. entstanden sind. Mit farbigem Licht werden beispielsweise die Stadtmauern der Prager Neustadt gekennzeichnet. Sie wurden innerhalb von zwei Jahren erbaut.“

Foto: Martina Schneibergová
In der zweiten Etage steht das Leben in Prag unter den Luxemburgern im Blickpunkt. Zu sehen sind Bücher, Baufragmente sowie mittelalterliche Alltagsgegenstände. Pavla Státníková ist Chefkuratorin des Prager Stadtmuseums:

„Wir zeigen hier eine Ausstellung über die Prager Städte. Denn nach Mitte des 14. Jahrhunderts bestand Prag aus vier Städten und zwei königlichen Burgen. Diese Städte hatten aber eine Befestigung, die in den nächsten fünf Jahrhunderten aufrechterhalten blieb. Beschrieben wird weiterhin die Stadtverwaltung. Jede Stadt hatte nämlich ihre eigene. Zu sehen sind archäologische Funde, die an das Prager Pflaster, an die mittelalterliche Wasserleitung sowie an die Karlsbrücke erinnern. Beschrieben wird der Viehmarkt, der heutige Karlsplatz. Im nächsten Teil der Ausstellung liegt die Aufmerksamkeit auf Handel und Handwerk im 14. Jahrhundert.“

Das Haus zum Goldenen Ring befindet sich in der Straße Týnská Nr. 6 neben der Theynkirche und ist täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet.

Die neue Dauerausstellung trägt den Titel „Prag unter Karl IV. – die prächtigste Baustelle Europas“. Das Stadtmuseum plant die Ausstellung in den nächsten Jahren fortzusetzen.