Präsidentschaftswahl: Alles bleibt beim Alten

Miloš Zeman jubelt im Prager Top-Hotel (Foto: ČTK)

Miloš Zeman bleibt auch in den kommenden fünf Jahren der Staatspräsident Tschechiens.

Miloš Zeman jubelt im Prager Top-Hotel  (Foto: ČTK)
Nach Auszählung von fast 100 Prozent der Stimmen und Wahlkreise war klar: In Tschechien bleibt auch weiterhin alles beim Alten. Amtsinhaber Miloš Zeman konnte seinen Herausforderer, den Chemieprofessor Jiří Drahoš, letztlich in einem Kopf-an-Kopf-Rennen auf seine Plätze verweisen. Der bisherige Staatspräsident sicherte sich mit mehr als 51 Prozent der Wählerstimmen, sein Herausforderer kam auf knapp 49 Prozent.

Jubel im Prager Top-Hotel

Ein Küsschen für die First Lady, ein Küsschen für die Tochter. So freute sich Amtsinhaber Miloš Zeman, kurz nachdem die Wahl klar war.

Jiří Drahoš  (Foto: ČTK)
„Vor fünf Jahren haben mich 2,7 Millionen Menschen hierzulande gewählt. In diesem Jahr waren es 2,8 Millionen Wähler. Ich gehe also mit dem Anspruch in meine zweite Amtszeit, dass ich diese Wähler nicht enttäuschen darf“, so das bisherige und neugewählte Staatsoberhaupt.

Zeman dankte zudem den Wählern von Jiří Drahoš, da sie eine demokratische Wahl ermöglicht hatten. Einen besonderen Dank schickte Zeman außerdem an seine Wähler in Prag, einer unumstößlichen Hochburg seines Herausforderers.

Keine langen Gesichter beim Herausforderer

Man habe nicht gewonnen, aber auch nicht verloren, so gestand wiederum Jiří Drahoš seine Niederlage ein und gratulierte Miloš Zeman zum Wahlsieg. Er bleibt für die Zukunft optimistisch:

„Ich bin froh, dass die Präsidentschaftswahlen eine solche Energie in der Gesellschaft freigesetzt haben. Und diese Energie wird uns auch in Zukunft nicht verlassen.“

Foto: ČTK
Er wolle der tschechischen Öffentlichkeit auch weiterhin erhalten bleiben.

Die Wahlbeteiligung war mit fast 67 traditionell vergleichsweise niedrig, jedoch höher als in der ersten Wahlrunde und im Vergleich zur historisch ersten Präsidentenwahl in Tschechien von vor fünf Jahren. Damals waren gerade einmal knapp über 59 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne gegangen.

Verpasste Chance

Nach der ersten Runde schien ein Wandel noch möglich. Fast alle übrigen Kandidaten sicherten gerade Jiří Drahoš ihre Unterstützung zu. Rein rechnerisch wäre das durchaus genug gewesen. Der ehemalige Präsidentschaftskandidat Michal Horáček ist enttäuscht, dass es am Ende doch nicht für ein neues Gesicht auf der Prager Burg gereicht hat. Den Kopf hängen lassen will der Musiker und Ex-Unternehmer nicht:

Michal Horáček  (Foto: ČTK)
„Ich habe den Großteil meines Lebens in einer Zeit verbracht, in der es gar keine Wahlen gab. Für mich ist es also immer ein Sieg, wenn überhaupt Wahlen stattfinden und sie korrekt und legal ablaufen. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als dem Sieger zu gratulieren. Zwar habe ich alles getan, dass nicht Miloš Zeman Staatsoberhaupt wird. Dennoch ist er jetzt auch mein Präsident.“

Schlechter Wahlkampf in einem gespaltenen Land

Eines ist aber auch in diesem Wahlgang deutlich geworden: Tschechien ist geteilt. Miloš Zeman war nach wie vor auf dem Land stark, Jiří Drahoš punktete erneut besonders in der Hauptstadt Prag und auch in weiteren urbanen Zentren Tschechiens.

Patrik Eichler  (Foto: Jana Přinosilová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Nichtsdestotrotz spielt laut dem Politologen Patrik Eichler von der Prager Masaryk Akademie noch etwas anderes eine Rolle, was zum Sieg Miloš Zemans beigetragen hat:

„Das Wahlkampfteam von Jiří Drahoš hat einfach eine schlechte Arbeit abgeliefert. Das sieht man in etwa bei den Reklametafeln, die beide Kandidaten hatten. Zeman hat darauf klar plakatiert, dass man gegen Drahoš stimmen sollte. Dieser wiederum hatte dort nichts anderes außer sich selbst. Das war derselbe Fehler, den vor fünf Jahren schon der damalige Zeman-Herausforderer Karel Schwarzenberg gemacht.“

„Das zeige nichts anderes als eine bereits lange bestehende Zuneigung“ Aus der tschechischen Politik kamen bereits erste Reaktionen zum Ergebnis der Präsidentschaftswahl. Premier Andrej Babiš, ebenso wie später seine Partei Ano, hatten im Wahlkampf klar Miloš Zeman unterstützt. Nach Bekanntwerden der Ergebnisse twitterte der geschäftsführende Regierungschef:

Andrej Babiš  (Foto: ČTK)
„Ich gratuliere Miloš Zeman zum Wahlsieg. Ich wusste, dass die gegen ihn gerichtete Kampagne seines Herausforderers keinen Erfolg haben wird. Und ich hatte Recht.“

Gerade die Wähler der Partei Ano waren bei der Wahl das Zünglein an der Waage, wie der Soziologe Jaromír Volek im Tschechischen Fernsehen sagte:

„Es ist tatsächlich so, dass nur Miloš Zeman garantieren kann, dass es in Zukunft auch eine Regierung unter Leitung der Partei Ano geben wird. Ohne die Stimmen der Ano-Wähler hätte Zeman also nicht das Ergebnis erreichen können.“

Jiří Pospíšil ist Parteichef der konservativen Top 09. Sie gehörte zu den Unterstützern von Jiří Drahoš. Der Europaabgeordnete twitterte am Wahlnachmittag:

Jiří Pospíšil  (Foto: ČTK)
„Ich gratuliere Miloš Zeman. Ich persönlich habe einen anderen Kandidaten gewählt, aber respektiere die demokratische Entscheidung der Bürger. Jiří Drahoš hat tapfer gekämpft mit einer ganz anderen Auffassung vom Präsidentenamt. Leider hat das nicht gereicht“

Wo stehen die Sozialdemokraten?

Bei den Sozialdemokraten war die Lage etwas komplizierter. Ein Teil der Partei unterstützte Amtsinhaber Miloš Zeman, wiederum ein anderer Teil seinen Herausforderer. Beispielsweise war Interims-Parteichef Milan Chovanec mit dabei auf der Wahlparty des Amtsinhabers. „Das zeige nichts anderes als eine bereits lange bestehende Zuneigung“, bewerte der Politologe Patrik Eichler.

Die Tschechen durften erst zum zweiten Mal in der Geschichte des Landes ihr Staatsoberhaupt direkt wählen. Vor fünf Jahren setzte sich Miloš Zeman mehr als deutlich gegen seinen Herausforderer Karel Schwarzenberg durch. Ins Amt eingeführt soll Miloš Zeman zum zweiten Mal Anfang März.