Politische Gefangene fordern Verbot der Kommunisten

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Am 25. Februar 1948 haben die Kommunisten die Macht in der Tschechoslowakei ergriffen. Die politischen Gefangenen des kommunistischen Regimes haben sich anlässlich des unrühmlichen Jahrestags zu einem Gedenkakt auf dem Altstädter Ring versammelt. Sie erinnerten dabei auch an die steigenden Aktivitäten der tschechischen Kommunisten in der Gegenwart.

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Die Stelle, an der sich die Teilnehmer des Gedenkaktes, darunter zahlreiche ehemalige politische Gefangene, versammelten, war nicht zufällig gewählt. Man traf unter dem Balkon des Palais Kinski zusammen. Denn eben von diesem Balkon hatte vor 59 Jahren der damalige kommunistische Ministerpräsident Klement Gottwald verkündet, dass Präsident Edvard Benes die Demission der demokratischen Minister akzeptierte. Mit diesem Akt wurde die vierzigjährige Herrschaft des Totalitarismus in die Wege geleitet.

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Am vergangenen Sonntag sind auf dem historischen Balkon andere Worte erklungen. Die Vorsitzende der Konföderation politischer Gefangener, Dr. Nadezda Kavalirova, machte in ihrer Rede darauf aufmerksam, dass die Kommunisten siebzehn Jahre nach der Samtenen Revolution ihre Aktivitäten wieder steigern. Dabei werden Leute, die sich 1948 als Studenten für die Bewahrung der Demokratie in der Tschechoslowakei einsetzten und dafür verurteilt wurden, immer noch diskriminiert, sagte die ehemalige politische Gefangene und erklärte:

"Wir verlangen, dass sich die politische und gesellschaftliche Repräsentation zur verbrecherischen kommunistischen Ideologie und zum verbrecherischen Handeln der kommunistischen Partei eindeutig äußert. Es geht uns darum, dass die kommunistische Ideologie in einer freien Gesellschaft keinen Platz mehr hat und dass die kommunistische Partei und ihre Ideologie durch ein Gesetz verboten werden - genauso, wie es bei der Nazi-Partei und ihrer Ideologie der Fall ist."

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Mit der Versammlung auf dem Altstädter Ring wurde ein einwöchiges internationales Festival gegen Totalitarismus beendet, das den warnenden biblischen Namen "Mene tekel" trug. Der Prager Bischof und ehemalige Dissident Vaclav Maly erinnerte in seiner Rede an die Kämpfe um die Macht, die sich eben auf dem Altstädter Ring in der tschechischen Geschichte abgespielt haben. In einem symbolischen Akt reinigte er dann diesen Ort von der Gewalt. Ich fragte ihn nach der Bedeutung dieser Geste:

"Es geht dabei um ein Memento, dass die Leute die Vergangenheit nicht vergessen. Denn dies ist auch für die Gegenwart wichtig. Man vergisst in unserer Gesellschaft sehr viel. Bei der symbolischen Reinigung wird die Reinigung des Gewissens jedes Einzelnen gemeint. Es ist nicht nur die Sache der Gesellschaft, sich um die Orientierung des Staates zu kümmern, sondern es kommt auf jeden Menschen an. Darin sehe ich den Sinn dieser Versammlung."

Vaclav Maly
Wie kann man dieses Memento der breiteren Öffentlichkeit näher bringen? Denn hier haben sich nur einige Hundert Menschen versammelt, die sich dieser Notwendigkeit bewusst sind, nicht zu vergessen.

"Dies ist keine Angelegenheit für die Massen. Aber das macht nichts, meine ich. Es ist notwendig, dass wenigstens einige Leute das hören. Ob es in die Gesellschaft weiter getragen wird, ist eine Frage. Aber das Memento lebt, und die Träger dieses Memento sind Menschen, die die heutige Zeit sehr braucht."

Soweit der Prager Bischof Vaclav Maly.