Polička, Prachatice, Znojmo: Wettstreit um Historische Stadt des Jahres geht ins Finale

Znojmo

Die Historische Stadt des Jahres wird in Tschechien seit mehr als 15 Jahren gewählt. Der Titel wird alljährlich anlässlich des Internationalen Denkmaltags an die Siegerstadt verliehen. Im Prager Kulturministerium, das sich an der Veranstaltung des Wettbewerbs beteiligt, wurden am Montag die drei Städte vorgestellt, die sich diesmal ins Finale durchgekämpft haben.

Znojmo
Am 19. April wird der Sieger auf der Prager Burg bekannt gegeben. Es wird einer der drei Finalisten sein: die Geburtsstadt des Komponisten Bohuslav Martinů, Polička, die Böhmerwaldstadt Prachatice oder das durch Weinanbau bekannte südmährische Znojmo / Znaim.

Die südmährische Burg- und Königsstadt Znojmo ist mit ihren 36.000 Einwohnern die größte der drei Kandidaten. Sie hat einen gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern. Auf dem Stadtgebiet befinden sich mehrere Kirchen- und Klosterbauten, am wertvollsten davon ist zweifelsohne die Rotunde der heiligen Katharina. In den letzten zehn Jahren sei der Großteil des historischen Stadtkerns gründlich in Stand gesetzt worden, sagt die Architektin Iveta Ludvíková vom Stadtamt in Znojmo. Sie meint damit nicht nur die Baudenkmäler als solche:

Rotunde der heiligen Katharina
„Es wurde auch viel bei der Gestaltung des öffentlichen Raums gemacht. Dies betrifft die Marktplätze, die Grünanlagen sowie das Befestigungssystem. Restauriert wurde auch unser einziges nationales Kulturdenkmal – die Rotunde der heiligen Katharina. Die Besucher können seit vergangenem Jahr ein neues Orientierungssystem nutzen, das neben Schildern, Stadtplänen mit Audioführung noch eine Besonderheit enthält: Ins Straßenpflaster wurden Bronzetafeln mit der Abbildung der Rotunde gesetzt, die den Touristen den Weg zum nationalen Kulturdenkmal leiten.“

Die Böhmerwaldstadt Prachatice hat etwa 12.000 Einwohner. Mit dem Titel „Historische Stadt des Jahres“ wurde sie bereits 2002 ausgezeichnet. Prachatice hat einen fast ursprünglich erhaltenen Stadtkern aus der Renaissance. Im vergangenen Jahr war die Stadt Schauplatz der Feierlichkeiten anlässlich des 1000. Jubiläums des Goldenen Steigs. Prachatice sorgte für die Instandhaltung alter Bürgerhäuser, der Kirche sowie weiterer Baudenkmäler. Die Liste der sanierten Sehenswürdigkeiten sei lang, alle könne er nicht nenne, so der Bürgermeister von Prachatice, Martin Malý:

Martin Malý  (Foto: Stadt Prachatice)
„Voriges Jahr wurde beispielsweise das Stadttheater nach einer gründlichen Renovierung wieder eröffnet. Beendet wurde die Reparatur des Dachs der Jakobskirche. Auch wenn der Sakralbau von der Kirche verwaltet wird, hat die Stadt zu der Reparatur natürlich beigetragen. 2010 haben wir zudem alle Flächen, Gassen und Wege innerhalb der Stadtbefestigung neu gestaltet, jedoch im historischen Geist. In keiner dieser Gassen gibt es mehr einen Quadratzentimeter Asphalt, wie es zuvor der Fall war. Die Tatsache, dass wir das Finale des Wettbewerbs erreicht haben, bedeutet für uns wirklich viel.“

Polička  (Foto: Martina Schneibergová)
Die Stadt Polička mit ihren 9000 Einwohnern ist am kleinsten unter den drei Bewerbern. Bekannt ist sie vor allem als Geburtsort des Komponisten Bohuslav Martinů. Vor zwei Jahren wurde dort ein neues Museum über den Musiker eröffnet. Polička hat aber die Aufmerksamkeit der Juroren offensichtlich auch dank der Instandsetzung des gotischen Befestigungssystems auf sich gezogen. Marta Mastná vom Stadtamt räumt ein, der Erfolg von Polička habe sie überrascht:

„Ich habe unsere Stadt zum ersten Mal zum Wettbewerb angemeldet. Um den Titel haben sich aber auch Städte beworben, die dies schon einige Mal probiert haben. Ich habe daher nicht einmal damit gerechnet, dass wir im Kreis Pardubice siegen würden. Und die Finalteilnahme mit den anderen beiden Städten – die ist für mich wirklich Spitze.“

Insgesamt hatten sich 47 Städte zu dem Wettbewerb gemeldet. Der Sieger wird am 19. April im Spanischen Saal auf der Prager Burg feierlich bekannt gegeben. Die Historische Stadt des Jahres erhält vom Kulturministerium einen Scheck über eine Million Kronen (40.000 Euro).