Peter Handke mit dem Franz-Kafka-Preis ausgezeichnet

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Arnošt Lustig, Yves Bonnefoy, Elfriede Jelinek, Philip Roth. Dies ist nicht nur eine Auswahl der bekanntesten zeitgenössischen Schriftsteller, sondern diese Damen und Herren haben noch etwas gemeinsam: Sie sind Träger des Franz-Kafka-Preises. Seit Montag ist diese Liste um einen prominenten Namen reicher: Peter Handke. Der österreichische Autor hat im Altstädter Rathaus die von der Franz-Kafka-Gesellschaft verliehene Auszeichnung entgegen genommen.

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Für die internationale Jury verkündete der tschechische Schriftsteller, Drehbuchautor und Übersetzer Jiří Stránský die Vergabe des diesjährigen Franz-Kafka-Preises an Peter Handke.

Überreicht wurde der Preis, eine Miniatur des von Jaroslav Róna geschaffenen Franz-Kafka-Denkmals in der Prager Altstadt und ein Scheck über 10.000 Dollar, vom Präsidenten des Senates des tschechischen Parlamentes, Přemysl Sobotka, und dem Prager Oberbürgermeister, Pavel Bém. Bém würdigte Peter Handkes literarisches Werk und fügte hinzu:

„Wir begegnen einem Teil seines Werkes hier in Prag jeden Tag. Zumindest indirekt. Ich denke dabei natürlich an die Architektur des Anděl-Viertels im Stadtteil Smíchov, die vom Film ‚Der Himmel über Berlin’ inspiriert wurde. Und an dessen Drehbuch hat Peter Handke mitgearbeitet. Elfriede Jelínek, die selbst auch mit dem Kafka-Preis ausgezeichnet wurde, hat im Jahr 2004 bei der Verleihung des Literatur-Nobelpreises gemeint, eigentlich hätte ihn viel eher Peter Handke verdient. Ich bin daher sehr froh, dass wir heute wenigstens einen kleinen Teil der Schuld begleichen können, die wir alle gegenüber dem Werk von Peter Handke haben.“

Peter Handke selbst gestand in seinen Dankesworten, er sei nun zum ersten Mal in seinem Leben in Prag, der Stadt Franz Kafkas:

Peter Handke  (Foto: ČTK)
„Ich dachte immer, ich bin schon in Prag gewesen; dass man in Prag gewesen sein kann durch Franz Kafka. Und ich dachte immer, nach Prag zu gehen ist eine Tautologie. Prag heißt, glaube ich, auf Slawisch ‚Schwelle’. Prag ist eine Stadt der Schwelle, Prag ist so voll von Kafka, dass man ihn gar nicht mehr wahrnimmt als den großen Propheten, der er war.“

Auch in seinem Hotel sei ihm ein Zitat von Franz Kafka begegnet, und zwar in einer Vitrine in der Eingangshalle, ein Zitat über Ruhm und Reue, das Streben nach dem ersten Platz in einem Wettbewerb.

„Ruhm und Reue gehören nach Kafka zusammen. Und für mich gehören ein Preis und das ewige Schuldgefühl und das Nicht-Verdienen des Preises zusammen. Ruhm und Reue, Preis und Schuld. Und so danke ich Ihnen, dass Sie hier sind. Dankeschön“, so Handke.

Einen ausführlichen Bericht und ein Exklusiv-Interview mit dem Autor hören Sie am kommenden Sonntag in unserer Sendereihe „Kultursalon“.