Orgel fordert Kreativität – Festival in Prag widmet sich dem Instrument

Die Orgel ist für viele ein Musikinstrument, das mehr oder weniger zur Liturgie gehört. Die Möglichkeiten der Orgel als Konzertinstrument zu zeigen ist eines der Ziele des internationalen Orgelfestivals, das diese Woche in Prag eröffnet wurde.

Irena Chřibková
Initiatorin des Festivals, das bereits zum 15. Mal stattfindet, ist die Organistin der St. Jakobskirche in der Prager Altstadt, Irena Chřibková. Es gelang ihr, namhafte Organisten nach St. Jakob einzuladen. Das Interesse an dem Festival unter den ausländischen Organisten wachse Jahr für Jahr, sagt Chřibková.

„In diesem Jahr hat das Festival drei Schwerpunkte: Erstens wollen wir Jiří Ropek vorstellen, den langjährigen Organisten von St. Jakob. Er starb vor fünf Jahren. Ropek war nicht nur ein hervorragender Organist, sondern auch Komponist und Musikpädagoge. Während des Festivals werden Ropeks Freunde und Schüler Konzerte geben. Die Orgelmusik ist ohne Johann Sebastian Bach kaum vorstellbar. Auch beim Prager Orgelfestival wird jeder der Organisten zumindest eine Komposition von Bach spielen. Und schließlich stehen Orgelwerke von Robert Schumann auf dem Konzertprogramm. Schumann wurde vor 200 Jahre geboren und ist eigentlich nicht gerade durch Orgelmusik bekannt geworden. Schumann knüpfte aber in einigen Orgelkompositionen an Bachs Musik an.“

Orgel in der St. Jakobskirche
Auch Professor Jan Hora wird in St. Jakob ein Konzert geben. Hora unterrichtet Orgel an der Prager Musikakademie. Über Mangel am Publikum könnten sich die Organisten nicht beklagen, meint er:

„Es gibt immer noch viele Menschen, die Orgelkonzerte besuchen. Auch wenn man das nicht mit der Zeit vor der Wende vergleichen kann. Damals galt der Besuch eines Orgelkonzerts als eine Art Protest gegen das totalitäre Regime. Die Kirchen platzten bei den Orgelkonzerten aus allen Nähten, das Publikum saß überall, auch auf den Altarstufen. Die Besucher lauschten damals sehr konzentriert, die Leute vermissten damals eine geistliche Dimension.“

Jiří Ropek
Heutzutage seien unter den Besuchern der Orgelkonzerte, vor allem diejenigen, die sich speziell für die Orgelmusik interessieren, sagt Hora. Für die Festivalinitiatorin Irena Chřibková ist gerade die Orgel ein Musikinstrument, das Kreativität fordert.

„Auf der Welt gibt es keine zwei identischen Orgeln. Die Organistenarbeit ist sehr schöpferisch. Im Unterschied zu anderen Musikern, muss der Organist die Komposition immer neu gestalten – je nach der Orgel. Nicht alle Kompositionen können auf jeder Orgel gespielt werden. Ich bin immer sehr gespannt, was für eine Orgel mich in einer Kirche erwartet und wie sie klingen wird. Das Musikinstrument ist zudem akustisch mit dem Raum verbunden. Und da muss ich vor dem Konzert üben, um den Kontakt zu diesem Raum zu bekommen.“

Das Festivalkonzert von Irena Chřibková findet am 26. August statt. Das Orgelfestival dauert bis zum 23. September.