Oratorium "Judas Makkabäus" uraufgeführt auf dem "Prager Frühling"

Sylvie Bodorova

Die internationalen Musikfestspiele "Prager Frühling" haben am vergangenen Freitag eine Uraufführung erlebt. Im St.-Veitsdom auf dem Prager Hradschin erklang das monumentale Oratorium "Judas Makkabäus" der tschechischen Gegenwartskomponistin Sylvie Bodorova, das im Auftrag des Festivals entstanden ist.

Die internationalen Musikfestspiele "Prager Frühling" haben am vergangenen Freitag eine Uraufführung erlebt. Im St.-Veitsdom auf dem Prager Hradschin erklang das monumentale Oratorium "Judas Makkabäus" der tschechischen Gegenwartskomponistin Sylvie Bodorova, das im Auftrag des Festivals entstanden ist. Unmittelbar nach den langen Ovationen hat uns Sylvie Bodorová ihre Gefühle anvertraut.

"Es ist eine riesige Spannung. Man wartet bis zum letzten Satz, ob nichts passiert, ob alles gut ausgeht. Ich habe noch nicht aufgeatmet. Ich habe natürlich wunderbare Gefühle. Ich bin glücklich, dass es zustande kam und das es so endete."

Sylvie Bodorová hat sich für ihr Oratorium, für das sie selbst auch das Libretto schrieb, das biblische Thema des judäischen Aufstands gegen König Antiochos im Jahre 167 vor Christus gewählt. In siebzehn Sätzen erzählt sie über die Eroberung von Jerusalem, das Leiden der dortigen Bewohner und deren tapferen Kampf und Sieg unter Judas Makkabäus, abgeschlossen durch ein jubelndes Hallelujah! In Befehlen und Ausrufen von Namen jüdischer Opfer finden wir aber auch Anspielungen auf Leiden des jüdischen Volkes im 20. Jahrhundert. Warum hat sich die Autorin gerade für dieses Thema entschieden?

"Ich glaube, dass das Problem des Kampfes mit dem Bösen heute außerordentlich aktuell ist. Es ist meiner Meinung nach ein Thema, dass symbolisch ist und gleichzeitig den heutigen Hörer ansprechen kann. Ich wollte etwas, was durch Jahrhunderte überprüft wurde und gleichzeitig aktuell ist. Und ich glaube, dieses in Judas Makkabäus gefunden zu haben."

Die Komponistin fand Ansätze in traditionellen jüdischen Gesängen, sie suchte aber auch in der modernsten Zeit Inspiration: Bei der Darstellung der Orgien im Tempel hört man Skandieren und Schreie, als ob man sich unter heutigen Fußball-Rowdies befände. Von großer Bedeutung ist im Werk die rhythmische Komponente, zu hören sind darin aber auch melodische Arien, mächtige Chöre, bedeutungsvolle Bläser-Soli. Am monumentalen Werk beteiligen sich außer dem Orchester und drei Solisten auch ein Misch- und ein Kinderchor sowie Rezitatoren. Was hat der Autorin bei der Arbeit die größten Schwierigkeiten bereitet?

"Am schwierigsten war es, die Probleme der Akustik dieses herrlichen Doms zu lösen. Er ist bezaubernd, aber hat einen langen Nachhall. Damit musste ich mich auseinandersetzen und bereits beim Komponieren musste ich daran denken."

Der Stoff des Aufstandes von Judas Makkabäus wurde bereits mehrmals gebraucht. Von allen Verarbeitungen ist das Barock-Oratorium von Georg Friedrich Händel am bekanntesten. Was kann das 20. Jahrhundert dem Thema geben, fragte ich Sylvie Bodorová?

"Ich glaube etwas mehr Psychologisierung. Wir betrachten die Dinge aus einem anderen Winkel als früher, nicht so sehr von außen gesehen. Wir befassen uns auch damit, was die Leute im Inneren erlebt haben. Ich habe mich darum in meinem Judas zumindest bemüht."