Noch über 1000 unentdeckte Pervitin-Küchen im böhmisch-mährischen Kessel

Pervitin – in Deutschland als Crystal bekannt - ist in Tschechien eine weit verbreitete Droge. Denn die Substanz kann aus vielen üblichen Medikamenten gewonnen werden, die gegen Erkältung oder Grippeinfektionen genutzt werden. Der Missbrauch von Medikamenten mit Pseudoephedrin ist in den letzten sechs Jahren in Tschechien bedeutend gestiegen. Die Polizeiexperten haben am Dienstag die jüngsten Zahlen veröffentlicht.

Die Experten von der Antidrogenzentrale empfehlen den Verkauf der Medikamente, die Pseudoephedrin enthalten, einzuschränken. Der Chef der Antidrogenzentrale Jakub Frydrych begründet es mit den neuesten Zahlen:

Bei uns gibt es etwa 32.000 Drogenabhängige. Davon sind etwa 22.000 Menschen von Methamphetamin, also Pervitin abhängig. Allein im vergangenen Jahr hat die Polizei 340 Drogenküchen ausgehoben, in denen Pervitin produziert wurde. Diese Zahl ist im Vergleich mit anderen europäischen Ländern, wo auch Methamphetamin hergestellt wird, um ein Vielfaches höher.“

Frydrych zufolge kann die Zahl der illegalen Labore, wo Pervitin produziert wird, in Wirklichkeit noch fünf Mal höher sein. In Polen, Litauen, Belgien oder den Niederlanden, wo auch Pervitin illegal produziert wird, gebe es „nur“ Dutzende von ähnlichen Drogen-Küchen. Nach Meinung von Frydrych war Tschechien im Unterschied von Deutschland, Polen und der Slowakei nicht imstande, auf das Problem entsprechend zu reagieren. Die Antidrogenzentrale unterstützt nach Frydrychs Worten das novellierte Gesetz über Medikamente, mit dem der Verkauf von Arzneimitteln mit Pseudoephedrin eingeschränkt wird.

Zurzeit kann ein Kunde in einer Apotheke während eines Monats bis zu 60 Tabletten eines Medikaments mit Pseudoephedrin kaufen. Er braucht nur den Personalausweis vorzulegen. Die Angaben über die Kunden werden jedoch nirgendwo zentral gespeichert, sodass der einzelne weitere Medikamente in einer anderen Apotheke kaufen kann. Das neue Gesetz sieht vor, die Daten zentral zu speichern. Eine solche Datenspeicherung war bereits von Mai bis Oktober 2009 durchgeführt worden. Nach den Beschwerden von der Datenschutzbehörde musste das System jedoch abgeschafft werden. Das Gesundheitsministerium hat die Einwände bezüglich des Datenschutzes berücksichtigt und einen geänderten Gesetzesentwurf ausgearbeitet. Über das Gesetz sollen nun die Abgeordneten entscheiden.