Neues Projekt soll ab Herbst Deutschsprachigkeit in Firmen verbessern helfen

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Deutschkenntnisse bleiben ein entscheidender Vorteil für die Karriere in Tschechien. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK) hervor: 73 Prozent der befragten Unternehmen werteten Deutschkenntnisse als sehr wichtig, vor allem für Führungskräfte, Ingenieure und Vertriebsmitarbeiter. Das Angebot an vielen tschechischen Schulen trägt dieser Nachfrage allerdings nicht ausreichend Rechnung. Deshalb unterstützt die DTIHK Initiativen, die diesem Trend entgegenwirken wollen. Eine solche Initiative ist das Projekt „Deutsch für die Karriere“. Über das Projekt hat Radio Prag mit Heike Uhlig vom Goethe-Institut Prag gesprochen.

Heike Uhlig
Frau Uhlig, wie ist das Projekt „Deutsch für die Karriere“ entstanden? Was sind die Inhalte dieses Projekts?

„Das Projekt ist eigentlich aus den Ergebnissen einer Umfrage entstanden. Wir haben als Goethe-Institut gemeinsam mit dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds eine Umfrage in Auftrag gegeben. Deren Ergebnis war unter anderem, dass 77 Prozent der (tschechischen) Bevölkerung gesagt haben, Deutsch ist wichtig für den Beruf. Das zeigte uns, unter den Tschechen gibt es ein wichtiges Argument wie auch die starke Motivation, Deutsch zu lernen. Eine repräsentative Meinung, die ganz im Gegensatz steht zu den Gesprächen, die wir oft mit Deutschlehrern oder auch Schülern geführt haben, wo es hieß: ´Na ja, wozu brauchen wir denn Deutsch in Tschechien? Die großen Unternehmen und die Firmen, bei denen wir hier arbeiten können, die sprechen doch eh alle englisch. Also wozu Deutsch lernen´?

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Anhand der Umfrage-Ergebnisse haben wir uns jedoch gesagt: ´Offensichtlich steckt aber mehr dahinter´. Und: ´Wir sollten die Motivation, Deutsch sei wichtig für den Beruf, und zum anderen die Wirtschaftsdaten, die für sich sprechen, dazu nutzen, um das konkret zu machen. Um Schülern die Möglichkeit zu geben, wirklich an ihrem Heimatort zu erfahren: Da ist ganz in der Nähe eine Firma, und in dieser Firma kann ich Karriere machen, eben auch weil ich Deutsch kann. Natürlich muss ich Englisch können, aber es gibt für mich Karriere-Möglichkeiten, die sich verbessern, wenn ich deutsch spreche´.

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Daraufhin hatten wir vom Goethe-Institut die Idee zu dem Projekt. Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) hatte eine ähnliche Idee, weil dort auch schon ähnliche Diskussionsrunden geführt wurden. Wir sind dann gemeinsam an die DTIHK herangetreten mit der Frage: ´Wollen wir nicht mal zusammen ein solches Projekt in Angriff nehmen´? Die Voraussetzungen dafür erschienen uns gut: Wir vom Goethe-Institut und von der ZfA haben die Schulexpertise. Wir kennen die Schulen und wissen, was an ihnen vor sich geht. Wir haben die Kontakte zu den Lehrern, zu den Schulen und zum Ministerium. Und die Handelskammer hat natürlich vor allem die Kontakte zu den Firmen. So haben wir uns dann zusammengetan und als Erstes eine Webseite gestartet. Außerdem haben wir viele Informationen herausgeschickt an die Firmen und die Schulen, die sich dann anmelden konnten, wenn sie Interesse hatten, an dem Projekt mitzuarbeiten.

Wir sind sehr froh darüber, dass wir es noch vor den Sommerferien geschafft haben, Firmen und Schulen zu ersten Gesprächen zusammenzubringen. Viele von ihnen haben sich nun zu Treffen im Herbst verabredet, und zwar in der Form, dass zunächst einmal die Firmen in die Schulen kommen und sich dort vorstellen bei Tagen der offenen Tür. Aber auch schon mit der konkreten Perspektive, ein gemeinsames Projekt starten zu können, bei dem dann die Schüler auch in die Firmen kommen. Wo sie dann beispielsweise im Rahmen des Unterrichtsfachs Wirtschaftskunde – oder wie immer es man nun nennen mag – einfach mal erfahren, wie eine Firma aufgebaut ist und welche Abläufe dort alles stattfinden. Und das natürlich vorwiegend in deutscher Sprache. Uns freut es wirklich sehr, bereits an dem Punkt angelangt zu sein, dass wir beruhigt in den Sommer gehen und sagen können: ´Ja, ab September tut sich was und dann sind auch die ersten Ergebnisse präsentierbar´.“

Zu dem Projekt „Deutsch für die Karriere“ haben sich bereits 15 Firmen sowie 28 Gymnasien und Berufsschulen gemeldet. Es wird ab September – mit Beginn des neuen Schuljahres 2011/12 – in die Praxis umgesetzt.