Neuer Deutschland-Korrespondent des Tschechischen Rundfunks fährt per Rad nach Berlin

Pavel Polák (Foto: Pavel Polák, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Der Tschechische Rundfunk hat einen neuen Korrespondenten in Berlin: Es ist Pavel Polák, der früher auch bei Radio Prag gearbeitet hat. Er löst Klára Stejskalová in der Bundeshauptstadt ab. Seinen Dienstantritt bestreitet Pavel sehr ungewöhnlich: Er fährt nämlich per Fahrrad von der tschechisch-deutschen Grenze in Hřensko / Herrnskretschen, also in der Böhmisch-Sächsischen Schweiz, bis nach Berlin. Im Interview erläutert Pavel Polák, warum er diese anstrengende Art des Umzugs nach Deutschland gewählt hat.

Pavel Polák  (Foto: Pavel Polák,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Pavel, du bist auf dem Fahrrad unterwegs zu deinem neuen Arbeitsplatz in Berlin. Es ist Dienstagvormittag: Wo befindest du dich gerade, und kommst du gut voran?

„Ich bin gerade kurz hinter Dresden und fahre im Zickzack in Richtung Lausitzer Seen. Mal sehen, ob ich da heute Abend noch ankomme - oder auch nicht. Hauptsache ist, dass ich unterwegs alle Mögliche, alles Interessante beobachte und darüber auch berichte.“

Warum hast du dich entschlossen, deinen Dienstantritt als neuer Korrespondent des Tschechischen Rundfunks in Berlin mit einer Radtour einzuläuten?

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„Erstens sind ja auch in Tschechien Ferien, das heißt, dass die Medien ein wenig schlafen, wenn ich das so sagen darf. Stattdessen machen viele Reporter bei uns im Rundfunk Ferien-Reportage-Reisen. Deswegen habe ich mich entschlossen, meinen neuen Posten in Berlin ein wenig anders zu beginnen, und zwar mit dem Fahrrad. Zweitens ging meine Überlegung in die Richtung, dass Deutschland das größte Autobahnnetz Europas hat, aber trotzdem viele Deutsche glauben, dass Deutschland eine Fahrrad-Nation sei. Das will ich nun überprüfen. Ich schaue also, wie die Radwege in Deutschland aussehen, wie sie gekennzeichnet sind und welcher Service an der Strecke geboten wird. Außerdem wollte ich wissen, wie die Landschaft aussieht. Ich denke, für einen Auslandskorrespondenten ist es sehr hilfreich, wenn er vor Ort sieht, wie Land und Leute sind. Ich habe schon jetzt viele Kontakte zu Einheimischen geknüpft – das ist für meinen Job ebenfalls sehr wichtig.“

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Bist du denn zufrieden mit dem Radwegenetz in Deutschland, und wie lang sind deine Etappen?

„Ich habe die Etappen eigentlich gar nicht genau geplant. Am Montag bin ich auf dem Elberadweg von Hřensko in Tschechien bis nach Dresden gefahren, das ist die beliebteste Radelstrecke Deutschlands. Es war sehr schön, die Landschaft ist toll, und der Weg ist sehr gut in Schuss. Das hat mir richtig Spaß gemacht. Jetzt fahr ich von Dresden Richtung Norden. Dort gibt es regionale Radwege, und ich bin gespannt, wie die dann aussehen. Im Grunde genommen bin ich bis jetzt sehr zufrieden mit der Tour.“

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Du hast gesagt, dass du unterwegs auch Reportagen machst. Natürlich hat deine Tour erst gerade begonnen. Aber hast du bereits etwas Interessantes für die Hörer in Tschechien entdeckt und aufgenommen?

„Ja, ich habe schon zwei Beiträge nach Prag geschickt. Den einen habe ich mit den Radlern auf dem Elberadweg gemacht. Ich habe sie auch gefragt, warum sie diesen Weg so toll finden. Und zufälligerweise habe ich einen Hobby-Mineralogen oder Hobby-Geologen am Ufer der Elbe getroffen. Er hat mir Steine gezeigt, die aus dem Riesengebirge stammen. Diese Steine wurden nach der Eiszeit mit dem Wasser bis nach Dresden geschwemmt. In meiner Schlussfolgerung ließe sich daher eigentlich sagen, dass das tschechisch-polnische Riesengebirge eigentlich bis nach Deutschland reicht.“

Autor: Till Janzer
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