Neue Waggons und schnellere Loks – die Tschechischen Bahnen modernisieren

Foto: Archiv Radio Prag

Bei den Tschechischen Eisenbahnen (ČD) wird die Zukunft eingeläutet. Mit der Ausschreibung dreier Aufträge zur Modernisierung des Wagenparks sowie der geplanten Anmietung von zehn Expresslokomotiven will das nationale Transportunternehmen den Anforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte gerecht werden. Darüber hinaus blicken die Eisenbahner auf ein Jubiläum, das vor 30 Jahren eine damals neue Entwicklung eröffnet hat.

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Wer im internationalen Zugverkehr ein Wörtchen mitreden will, der muss sich ständig weiterentwickeln, vor allem was die eigene Technik und Ausstattung betrifft. Dessen sind sich auch die Tschechischen Bahnen bewusst, bestätigt deren Sprecher Petr Šťáhlavský:

„In den zurückliegenden Jahren hat es eine merkliche Modernisierung gegeben. Man kann sagen, dass wir seit der Wende von 1989 innerhalb nur weniger Jahre den größten Sprung bei der Erneuerung von klimatisierten Zügen für den Regional- und Fernverkehr gemacht haben. Selbstverständlich können wir die Modernisierung unseres Wagenparks aber nicht abschließen, denn nach wie vor werden beispielsweise bei Schnellzugverbindungen immer noch viele Personenwaggons eingesetzt, die Ende der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre im sächsischen Bautzen hergestellt wurden.“

Diese Waggons seien nicht nur wenig zeitgemäß, sondern hielten auch den künftigen Anforderungen nicht stand. Deshalb haben die Bahnen vor kurzem den Kauf von 50 Schnellzug-Komfortwagen, 30 modernen Dieseltriebzügen und 20 elektrischen Triebzügen ausgeschrieben. Die Tschechischen Bahnen wollen mit den Siegern der Ausschreibungen jeweils einen Rahmenvertrag abschließen. Diese Rahmenverträge werden über mehrere Jahre laufen, denn die Waggons und Triebzüge würden sukzessive bestellt, in Abhängigkeit von den tatsächlichen Belangen der Bahn, ergänzt Šťáhlavský.

Petr Šťáhlavský,  Foto: ČT24
Wann die Sieger der Ausschreibung feststehen, das hängt unter anderem von der Zahl der Bewerber ab. Denn je mehr es sind, desto länger dürfte das Verfahren dauern. Bekannt ist jedoch das Finanzvolumen: Die drei Aufträge haben einen Gesamtwert von rund 10,8 Milliarden Kronen (ca. 400 Millionen Euro). Das ist eine beträchtliche Summe, doch bei der Deckung dieser Kosten helfe die EU, betont Šťáhlavský.

„Wir gehen davon aus, dass die Europäische Union zur Erneuerung des Wagenparks der Tschechischen Bahnen in den nächsten Jahren den Betrag von mindestens 20 Milliarden Kronen beisteuern wird. Das heißt, dass diese Maßnahme zu 80 bis 85 Prozent aus den entsprechenden EU-Fonds kofinanziert wird.“

Einen Quantensprung muss das nationale Transportunternehmen allerdings schon bald bei den Lokomotiven hinbekommen. Denn schon mit dem Fahrplanwechsel im Dezember sollen auf einigen internationalen Strecken schnellere Züge zum Einsatz kommen:

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„Auf den Strecken in Tschechien sind derzeit maximal 160 Stundenkilometer erlaubt. In Deutschland ist es aber zum Beispiel auf der Strecke bis Hamburg notwendig, dass Triebzüge sowie die Loks der Züge 200 Stundenkilometer erreichen können. Und in Zukunft rechnen wir auch in Tschechien mit einer Geschwindigkeitserhöhung auf 200 und mehr Stundenkilometer.“

Aus diesem Grund haben die ČD jetzt eine europaweite Ausschreibung über eine Anmietung von zehn elektrischen Mehrsystemlokomotiven für eine Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometer verkündet.

Bei all diesen Planungen wurde nicht vergessen, dass die Bahnen ähnliche Entwicklungssprünge auch schon in der Vergangenheit vollzogen haben. So rollte vor 30 Jahren, am 14. April 1986, der erste sogenannte Luxuszug der Deutschen Reichsbahn in die damalige Tschechoslowakei. Dieser Zug war auf neue Weise vollständig klimatisiert. Und er habe dann den regelmäßigen Personenverkehr zwischen Berlin und Prag lange Zeit geprägt, verweist Šťáhlavský auf einen Meilenstein der tschechischen Bahngeschichte.