Nationalbank senkt Zinssätze

Zentralbankgouverneur Zdenek Tuma

Die tschechische Zentralbank hat am Donnerstag überraschend verkündet, die Zinssätze mit Wirkung zum Mittwoch um 0,5% zu reduzieren. Der Leitzinssatz fiel damit erstmals unter die 4% Schwelle, nämlich auf 3,75%. Olaf Barth berichtet.

Überraschend war der Eingriff deshalb, weil in den letzten Tagen und Wochen aus dem Kreis des Zentralbankrats immer wieder zu vernehmen war, man werde die Zinssätze nicht korrigieren. Und so waren die Reaktionen auf den Schritt der Zentralbank auch entsprechend geteilt. Während die exportorientierten Unternehmen ihn begrüßten, weil sie sich davon eine Schwächung des in jüngster Zeit sehr starken Kurses der tschechischen Krone gegenüber dem EURO versprechen, sehen ihn zahlreiche Finanzanalytiker eher kritisch. Sie befürchten zum einen, dass die Maßnahme den angestrebten Einfluss auf den Kurs nicht haben wird und zum anderen, dass sich das Inflationsrisiko dadurch noch erhöhe. Stellvertretend äußerte der Chefökonom der Raiffeisenbank und ehemalige Finanzminister Pavel Mertlik:

"Ich halte das Vorgehen der Zentralbank für unpassend. Wie einige Mitglieder des Bankrats erst kürzlich gesagt haben, sind die Zinssätze auf einem dem Kurs angemessenen Niveau und es gab keinen Grund zu derartigen korrigierenden Eingriffen. Es ist auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, also ob man den Mitgliedern des Bankrats überhaupt noch vertrauen kann."

Dem Vorwurf der Analytiker, der Rat habe sich bei seiner Entscheidung dem Druck der exportorientierten Unternehmen gebeugt, tritt Zentralbankgouverneur Zdenek Tuma entschieden entgegen:

Zentralbankgouverneur Zdenek Tuma
"Behauptungen, wir hätten dem Druck der Exportfirmen nachgegeben, weise ich entschieden zurück. Wie schon in der Vergangenheit, so haben wir auch diesmal auf der Grundlage unserer eigenen Expertisen entschieden. Allerdings muss ich einräumen, dass ich selbst nicht geahnt habe, dass unsere Analyse zu solchen Ergebnissen kommen wird."

Am Donnerstag bestätigte der Kursverlauf der Krone zunächst einmal die Maßnahme des Zentralbankrats. Die Krone schwächte ab und schloss gegenüber dem Euro bei einem Stand von 30,40 Kronen und damit um 10 Heller unter dem Vortagsniveau. Tuma reagierte erfreut:

"Ich bin ziemlich froh, dass der Kurs mit einer Abschwächung reagiert hat, letzten Endes wäre es aber auch eine Überraschung gewesen, wenn die Krone gestiegen wäre. Es lassen sich daraus aber noch keine größeren Schlüsse ziehen. Für uns ist wichtig, was sich in den nächsten Monaten tun wird und keineswegs, was in den nächsten Tagen passiert. Unser Entscheidungshorizont ist eben doch etwas breiter als der der Devisenmakler."

Autor: Olaf Barth
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