Nacht der Kirchen: Fahrendes Gotteshaus kreuzt durch Prag

Foto: Adriana Krobová, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Am Freitag (10. Juni) ist es wieder so weit: In der „Nacht der Kirchen“ öffnen zahlreiche Gotteshäuser ihre Tore für Besucher. Interessierte haben die Möglichkeit, Räumlichkeiten zu betreten, die sonst oft verschlossen sind.

Foto: Adriana Krobová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Die „Nacht der Kirchen“ zieht jedes Jahr Tausende Besucher in ganz Tschechien an. In der Prager Erzdiözese öffnet in diesem Jahr eine Rekordzahl von Kirchen ihre Tore: Insgesamt können 312 Gotteshäuser besucht werden. Neu ist in diesem Jahr aber eine fahrende Kirche in Prag: Eine umfunktionierte Straßenbahn mit sakralem Programm wird auf einem Abschnitt der Linie 22 durch Prag kreuzen: von der Malovanka nahe der Prager Burg über die Kleinseite bis nach Vršovice. Aleš Pištora ist Sprecher des Prager Erzbistums:

„In der Straßenbahn wird ein Priester anwesend sein. Es wird dort ein Kreuz hängen und eine Kerze brennen. Zudem gibt es in der Straßenbahn auch eine Orgel. Wir haben uns gesagt, wenn es auf den Straßen Klaviere gibt, können wir auch eine Orgel in eine Straßenbahn stellen. Die Straßenbahn bewegt sich im öffentlichen Raum, und ich bin der Meinung, dass die Kirche auch im öffentlichen Raum präsent sein sollte.“

Die fahrende Kirche wird von 18 bis 22 Uhr durch Prag fahren und ein eigenes Programm anbieten, erzählt Aleš Pištora:

Aleš Pištora  (Foto: Tomáš Vodňanský,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Es gibt dort die Möglichkeit, interessanten Persönlichkeiten zu begegnen. Unter den Gästen sind beispielsweise die Schriftstellerin Alena Ježková, der Prager Bischof und ehemalige Dissident Václav Malý oder der Vorsitzende des Ökumenischen Kirchenrats, Daniel Fajfr .Veronika Sedláčková vom Tschechischen Rundfunk wird Gespräche mit ihnen führen.“

In vielen Kirchen werden besondere Programme für Kinder vorbereitet. Für sie ist das Angebot mit den Jahren immer bunter geworden:

„An vielen Orten werden Spiele organisiert, bei denen die Kinder erfahren, was sich in einer Kirche befindet: Sie gehen durch den Raum und dürfen alles anschauen und berühren. In St. Ignatius auf dem Karlsplatz können die Kinder beispielsweise eine Kirche aus Styropor bauen. Es gibt diesmal wirklich sehr viele Veranstaltungen für Kinder. Und das nicht nur in Prag.“

Fast in allen Kirchen und Gebetsräumen wird es Konzerte geben. Die Besucher haben an mehreren Orten zudem die Möglichkeit, zur Orgel hinaufzusteigen und sich von einem Organisten einiges über das Musikinstrument erklären zu lassen. Während der „Nacht der Kirchen“ erklingt Musik verschiedener Genres – von der Orgelmusik über den Chorgesang bis hin zum Jazz. Musiziert wird jedoch nicht die ganze Zeit. Es soll auch Raum sein für die Meditation und Gespräche mit den Priestern. An der „Nacht der Kirchen“ nimmt diesmal auch zum ersten Mal die Kapelle des Gefängnisses im mittelböhmischen Příbram teil. Dazu der Koordinator des Projektes, Michal Němeček:

Foto: Adriana Krobová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
„Dies ist ein Zeichen, das wir mit dem Jahr der Barmherzigkeit verbinden. Die Christen sind aufgefordert, ihre Herzen nicht nur in den Kirchen und ihren Häusern zu öffnen, sondern eben auch an Orten wie Krankenhäusern, Seniorenheimen oder eben Gefängnissen.“

Zur „Nacht der Kirchen“ hat man sich in Österreich inspirieren lassen. Zum ersten Mal wurde sie in Tschechien 2009 organisiert. Im Jahr 2015 haben hierzulande rund 500.000 Menschen an den Veranstaltungen in den Kirchen teilgenommen. Allein in der Prager Erzdiözese wurden vergangenes Jahr rund 100.000 Besucher gezählt.


Auch die Deutschsprachige Katholische Gemeinde in Prag beteiligt sich an der „Nacht der Kirchen“. Die Kirche Sankt Johannes Nepomuk am Felsen wird von 18 bis 24 Uhr geöffnet sein. Neben einem musikalischen Programm besteht auch die Möglichkeit zu Kirchenführungen, Begegnungen und Gesprächen. Mehr über das Programm der „Nacht der Kirchen“ erfahren Sie unter www.nockostelu.cz.