Mit Hacke und Holzpflug – Räumdienst von früher

Straßenmuseum Vikýřovice (Foto: Archiv des Straßenmuseums)

Dieses Wochenende dürften auch in Tschechien die Räumdienste unterwegs sein. Denn die Meteorologen haben Schneefall angekündigt. Doch wie war das vor 150 Jahren?

Hölzerner Pflug  (Foto: Archiv des Straßenmuseums Vikýřovice)
Wenn heute der Schnee von der Straße geräumt wird, dann geht das ruck-zuck. PS-starke Maschinen machen es möglich. Schneefräsen, Schneepflüge. Deutlich beschwerlicher war dies noch im 19. Jahrhundert. Alena Turková leitet das Straßenmuseum im Ort Vikýřovice am Rande des Altvatergebirges:

„Die ersten Quellen über einen organisierten Räumdienst stammen von der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es war vor allem schwere Handarbeit. Das heißt, die Straßenmeister und die Dorfbewohner rückten mit Spitzhacke und Schaufeln sowie Streugut aus. Sie haben die Straßen in der Gemeinde und in der Umgebung befahrbar gemacht. Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurden dann in größerem Umfang hölzerne Pflüge benutzt, gezogen von Pferden oder Rindern.“

Wie das vor sich ging, zeigt das Straßenmuseum gerade in einer witterungsgerechten Ausstellung. Zu sehen sind dort unter anderem ein solcher historischer Pflug und viele alte Aufnahmen.

Straßenmuseum Vikýřovice  (Foto: Archiv des Straßenmuseums)
Am 2. Januar 1877 erließ Österreich das „Gesetz über die Schneeabräumung auf Reichsstraßen“. Das machte natürlich auch in den Böhmischen Ländern den Räumdienst zur Pflicht. In den Durchführungsbestimmungen stand ein interessanter Satz:

„Unter Schneeabräumung ist aber nicht die Beseitigung der ganzen Schneedecke von der Straße zu verstehen, vielmehr ist mit Rücksicht auf den Schlittenverkehr eine Schneedecke von circa 20 Centimetern zu belassen.“

Verantwortlich für den Räumbefehl war der zuständige Baubeamte und – stellvertretend – der Straßenmeister. Letztere hätten einen angesehenen Beruf gehabt, sagt Alena Turková:

„Der Straßenmeister erhielt einen gewissen Straßenabschnitt zugeteilt. Er war ausgestattet mit Ersatz-Werkzeug, Ersatzrädern, Harke, Hacke, Schaufel und Kiesschaufel. Damit musste sich der Straßenmeister zuverlässig um seinen Abschnitt kümmern.“

Die Ausstellung über die Geschichte des Straßenräumdienstes läuft noch bis 3. März. Sie ist zu sehen im Muzeum silnic in Vikýřovice. Geöffnet ist sie dienstags bis samstags von 10 bis 16 Uhr.

Eine besondere Herausforderung war der Einsatz in den Mittelgebirgen. Bis heute ist eine Straße besonders berüchtigt. Sie führt – welch Zufall – durch Vikýřovice hinauf auf den Červenohorské sedlo, einen Sattel im Altvatergebirge.

„Über den Sattel führt die am höchsten gelegene Straße erster Kategorie in Tschechien. Und die Probleme mit der Witterung waren vor 150 Jahren sicher gleich wie heute.“, so die Museumsleiterin.

Der Červenohorské sedlo liegt im Übrigen auf 1013 Meter Meereshöhe.

10
49.976396770000
17.009239200000
default
49.976396770000
17.009239200000
Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen