Miroslav Ouzký – eine Schlüsselfigur der europäischen Klimapolitik

Miroslav Ouzký (Foto: Autor)

Der aktuelle Kompromiss bei den CO2-Obergrenzen für Neuwagen – Radio Prag hat berichtet – ist das Ergebnis von fast einjährigen Verhandlungen. Im Dezember 2007 hatte die EU-Kommission die Einführung solcher Grenzwerte vorgeschlagen. Seither wurde intensiv über einen Ausgleich der Interessen von Umwelt und Autoindustrie verhandelt – unter anderem im Brüsseler Büro von Miroslav Ouzký. Der tschechische Europaabgeordnete ist nämlich Vorsitzender des Umweltausschusses im EU-Parlament und damit eine der Schlüsselfiguren der europäischen Klimapolitik. Radio Prag bringt ein Portrait.

Miroslav Ouzký  (Foto: Autor)
Gleich im Jahr 2004, als Tschechien der EU beitrat, wurde er Vizepräsident des Europäischen Parlaments. Heute ist Miroslav Ouzký dort Chef des Ausschusses für Umweltfragen und Volksgesundheit.

„Als ich Vorsitzender des Umweltausschusses wurde, musste ich unwillkürlich daran denken, dass es gerade die Umweltproblematik war, die mich zur Politik gebracht hat.“

… sagt der heute 50-Jährige, der sich 1989 im Zuge der Samtenen Revolution dem Bürgerforum und später der konservativen Bürgerpartei anschloss. Zur Zeit des kommunistischen Regimes war nämlich der Umweltschutz eines der Hauptprobleme seiner Heimatregion.

„Ich habe im nordböhmischen Kadaň gelebt, wo ich auch heute noch meinen ständigen Wohnsitz habe. Die Stadt war wahrscheinlich in ganz Europa einzigartig, und zwar dadurch, dass es auf ihrem Gemeindegebiet gleich vier Wärmekraftwerke gab, und unmittelbar angrenzend ein Kohlebergwerk.“

Die Region war extrem belastet, erinnert sich Ouzký, der Kampf für eine saubere Umwelt wurde zu einem wichtigen Motor im Kampf gegen die kommunistische Planwirtschaft.

Foto: Europäische Kommission
„Ich selbst habe diese Belastung als Arzt im örtlichen Kreiskrankenhaus wahrgenommen, aber auch als Vater von zwei Kindern, die in Kadaň aufgewachsen sind. Und glauben Sie mir: Der Anstieg von Allergieerkrankungen bei Kindern war etwas, das damals wirklich jedem zu denken gegeben hat.“

Als ausgebildeter Chirurg hat Ouzký auch eine langjährige Beziehung zu seinem zweiten Aufgabenbereich im Europäischen Parlament – der Gesundheit. Manchmal, sagt Ouzký, sehnt er sich ein bisschen nach dem direkten Kontakt mit den Patienten.

„Als Chirurg arbeite ich nicht mehr. Aber hin und wieder gehe ich noch in meine frühere Praxis, wo ich auch im Bereich Rehabilitation und Physiotherapie tätig war. Ich bemühe mich also, den Kontakt zu meinem ursprünglichen Beruf aufrechtzuerhalten, soweit ich kann. Aber ich muss zugeben, dass ich aufgrund meiner politischen Tätigkeit dafür immer weniger Zeit habe.“

Die Themen, mit denen Ouzký sich heute beschäftigt, also etwa der Handel mit Emissionsrechten oder die CO2-Limits für Autoabgase, sorgen auf europäischer Ebene immer wieder für Kontroversen. Lediglich eines scheint sicher: In der nordböhmischen Heimat von Miroslav Ouzký sieht es mittlerweile freundlicher aus als noch vor 20 Jahren.