Minister Vondra: Tschechien wird auch nach Isaf weiter international aktiv bleiben

Foto: Ministerstvo obrany ČR

In den zurückliegenden 20 Jahren, von 1992 bis heute, hat die Tschechische Armee zirka 24.000 Soldaten zu Auslandsmissionen abgestellt. Drei Viertel davon operierten auf dem Balkan, rund 6000 Soldaten waren bisher in Afghanistan im Einsatz. Am Montag ließ Verteidigungsminister Alexandr Vondra nun aber verlauten, dass sich die Armee bereits auf die „Zeit nach Afghanistan“ einstellen müsse. Seinen Worten nach werde das tschechische Kontingent der Isaf-Mission sukzessiv zurückgefahren und gegen Ende 2014 werde sich Tschechien aus dem asiatischen Land fast gänzlich zurückziehen.

Anfang der 90er Jahre waren tschechoslowakische Soldaten erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg außerhalb des Landes bei einem internationalen Gefecht im Einsatz. Das war 1990 und 1991 bei der Operation Wüstensturm gegen die irakische Armee von Saddam Hussein, an der eine Anti-C-Waffen-Einheit teilnahm. Danach folgten Dutzende Einsätze bei verschiedenen Auslandsmissionen, angefangen vom Krieg im ehemaligen Jugoslawien bis hin zur Isaf-Mission in Afghanistan. Zu dieser bisher größten Aufgabe steuerte Tschechien vor zehn Jahren zunächst ein modern ausgestattetes Feldlazarett bei. Danach wurden Jahr für Jahr auch bewaffnete Einheiten mit immer besseren Waffen abgestellt, bemerkt der Oberbefehlshaber des Generalstabes der tschechischen Armee, Vlastimil Picek:

Vlastimil Picek  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Die Ausrüstung ist heute eine völlig andere. Wir sind mit den gepanzerten Radtransportern Pandur sowie den leichten Panzerfahrzeugen Iveco und Dingo im Einsatz. Wir haben neue Sturmgewehre und auch ferngesteuerte Waffen.“

In den zurückliegenden vier Jahren hat Tschechien aber ebenfalls so genannte Aufbauteams nach Afghanistan entsandt, die der dortigen Bevölkerung beim Wiederaufbau helfen sollen. Zu diesen Aufbauteams gehören unter anderem Experten für Landwirtschaft, Bauwesen und Bildung. Aber noch eine wichtige Aufgabe kommt den tschechischen Helfern in Afghanistan zu, erklärt der Direktor des vereinten Operationszentrums beim Verteidigungsministerium, Aleš Opata:

Aleš Opata  (Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik)
„Insbesondere in den Provinzen Logar und Wardak sind wir im Einsatz. Dort bilden unsere Instrukteure verstärkt Angehörige für die afghanische Armee und Polizei aus.“

Diese Ausbildung soll maßgeblich dazu beitragen, dass die Afghanen nach dem Abzug der internationalen Truppen zum Ende des Jahres 2014 ihr Land bereits alleine vor gewalttätigen Übergriffen schützen können. Bis dahin will auch Tschechien sein Kontingent Schritt für Schritt abbauen. Waren es 2011 noch 720 Soldaten, die in Afghanistan ihren Dienst leisteten, so sind es dieses Jahr nur noch 640, im nächsten Jahr höchstens 540 und im Jahr 2014 nur noch 340 Soldaten, die für die Mission abgestellt werden. Danach wolle man aber immer noch im Land präsent sein, um beim weiteren Aufbau sowie bei humanitären Projekten zu helfen, sagte Verteidigungsminister Vondra am Montag. Um diese Hilfe materiell abzusichern, werde er bei der Regierung ein entsprechendes Finanzpaket von bis zu zwei Millionen Kronen beantragen, so Vondra.

Alexandr Vondra  (Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik)
Rückt mit dem Ende der Isaf-Misssion nun aber auch das Ende der Auslandseinsätze tschechischer Soldaten näher? Diese Frage beantwortete der Verteidigungsminister mit einem klaren Nein:

„Unsere Soldaten werden ganz gewiss auch weiterhin bei Auslandsmissionen zum Einsatz kommen, aber ich denke, dass dies in einer geringeren Anzahl als in den letzten 15 Jahren der Fall sein wird. Das hängt auch mit den ökonomischen Möglichkeiten unseres Staates zusammen.“

Grundsätzlich werde sich die Tschechische Republik im Rahmen ihrer Möglichkeiten bei jeder Mission beteiligen, die zum Schutz des Landes und der EU beiträgt. Und dabei gelte im Rahmen der Nato auch weiterhin das altbewährte Musketier-Prinzip „Einer für alle, alle für einen“, betonte Vondra.