Melonen gegen Studiengebühren – Akademische Gemeinschaft bereitet sich auf Proteste vor

Foto: ČTK

Bereits seit einiger Zeit wird in Tschechien eine Hochschulreform diskutiert. Vor allem geht es dabei um die Einführung von Studiengebühren, aber auch um die Unabhängigkeit und Selbstverwaltung der Hochschulen. Bisher fanden nur kleinere studentische Protestaktionen statt, am Donnerstag aber wurde in Prag nun Einigkeit demonstriert gegen die geplanten Reformen.

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Die ehrwürdige Juristische Fakultät am Prager Moldauufer war am Donnerstag Ort eines seltenen Schauspiels: Von ihrem Balkon regneten mehrere Dutzend Melonen auf den Vorplatz herab. Die Werfer waren Studenten und alle trugen Masken mit dem Gesicht von Bildungsminister Josef Dobeš. Die Aktion fand im Rahmen eines Treffens der Universitätsleitung mit den Angestellten und den Studenten statt, auf dem das weitere Vorgehen gegen die geplanten Hochschulreformen der Regierung besprochen werden sollte. Indes hatte der Bildungsminister den Rektor der Prager Karlsuniversität beschuldigt, er würde „soziale Unruhen“ schüren. Diesen Vorwurf wies Rektor Václav Hampl jedoch von sich:



Václav Hampl
„Wenn der Rektor der Universität auf akademischen Boden die Vertreter der akademischen Gemeinschaft einlädt, um über ein Gesetzesvorhaben zu diskutieren, das der Bildungsminister vorgelegt hat, so ist es mir völlig unverständlich, wie das eine Anstachlung zu sozialen Unruhen sein soll.“

Was aber bewegt gerade die akademischen Angestellten und die Universitätsleitungen, die geplanten Reformen abzulehnen? Dazu der Rektor der Prager Technischen Hochschule; Václav Havlíček:

Václav Havlíček
„Es sind Befürchtungen, sowohl bei der Mehrheit der akademischen Senate als auch bei einigen Rektoren, dass die Reformen die Autonomie der Hochschulen einschränken könnten, also ihre akademische Freiheit. Es könnte dazu führen, das Vertreter gerade regierender politischer Parteien Rektoren und Mitglieder des Hochschulrates werden.“

Der Hochschulrat, so sieht es die Reform vor, soll aus Vertretern der Öffentlichkeit besetzt werden und die Tätigkeit der Universitäten beaufsichtigen. Sowohl Studenten als auch Wissenschaftler fürchten nun, dies könnte zur Folge haben, dass Personen aus der politischen Sphäre versuchen werden, die Tätigkeit der Universitäten zu beeinflussen. Das Hauptproblem aber sei die Einführung von Studiengebühren. Vor allem die Finanzierung durch Kredite sei ein Problem, wie der Vorsitzende der Studentenkammer des Rates der Hochschulen, Miroslav Jašurek, erklärt:

Miroslav Jašurek
„Wir sind dagegen, dass die Studierenden einen Kredit aufnehmen müssen, weil die Studiengebühren ziemlich hoch sind. Die Studenten werden sich dadurch bereits vor ihrem Berufsleben sehr hoch verschulden müssen.“

Die endgültige Höhe der Gebühren steht noch nicht fest, im Koalitionsvertrag haben sich die Regierungsparteien aber bereits auf einen Rahmen von maximal 10.000 Kronen (etwa 400 Euro) pro Semester geeinigt. Auf dem Treffen am Donnerstag einigten sich alle akademischen Vertreter darauf, Ende Februar mit massiven Protesten zu beginnen, sollte der Entwurf des Bildungsministers in seiner jetzigen Form von der Regierung beschlossen werden. Auch Vertreter anderer Universitäten im Land signalisierten bereits ihre Unterstützung.