Meister musikalischer Filmbilder

Petr Weigl (Foto: ČTK / Michal Doležal)
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Im Alter von 79 Jahren ist am Samstag der tschechische Film- und Theaterregisseur Petr Weigl gestorben.

Petr Weigl  (Foto: ČTK / Michal Doležal)
Bekannt geworden ist er vor allem durch seine Verfilmungen von Open und Balletts. Seine Filme sind jedoch nicht nur Film- oder Fernsehadaptionen von musikalischen Werken. Petr Weigl verstand es, den Klang mit Bild und Handlung zu verschmelzen. Am Samstag ist der Regisseur im Alter von 79 Jahren gestorben.

„Radúz a Mahulena“ von 1970 gehört zu den legendären Filmen des tschechoslowakischen Kinos. Das Märchen, das nach dem gleichnamigen Melodram von Komponist Josef Suk entstanden ist, galt bei seiner Veröffentlichung als eine Art Erscheinung. Nicht zufälligerweise wurde Petr Weigl seitdem häufig als der Meister musikalischer Bilder bezeichnet. In einem Interview für den Tschechischen Rundfunk sprach er vor zwei Jahren über seine Regiearbeit:

„Da ein Film nicht chronologisch gedreht wird, ist es umso schwieriger, die Emotionalität aufrechtzuerhalten und den dramatischen Bogen zu spannen. Für das Gesamtergebnis ist das Klima bei den Dreharbeiten von großer Bedeutung.“

Grundlegende Voraussetzung sei die Begabung, den Rest könne man lernen, sagte Petr Weigl. Er sei jedoch kein Genie gewesen, dem alles in den Schoß gefallen sei, so der Filmemacher. Der Regisseur stammte aus einer deutsch-jüdischen Familie.

Weigls Film Rusalka  (Foto: YouTube)
„Mein Talent ist vermutlich aus dem Bedarf entstanden, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen. Denn als Kind habe ich dramatische Zeiten durchlebt, als Menschen aus meiner nächsten Umgebung in den Tod geschickt wurden. Ich musste dies innerlich bewältigen, um nicht zusammenzubrechen. In der Kunst habe ich die Möglichkeit gesehen, das Hässliche in der Welt zu überwinden. Das war vermutlich entscheidend.“

Petr Weigl studierte an der Film- und Fernsehfakultät der Prager Akademie der Musischen Künste. Er drehte viele Filme für das Tschechoslowakische Fernsehen. Ab den 1970er Jahren arbeitete er auch mit ausländischen Produzenten zusammen. Dadurch konnte er die Hauptrollen mit international renommierten Künstlern besetzen. Als Höhepunkte gelten Weigls Film Rusalka nach der gleichnamigen Oper von Antonín Dvořák, Maria Stuarda nach der Oper von Gaetano Donizetti oder Lady Macbeth von Mzensk mit der Musik von Dmitri Schostakowitsch. Die Hauptrollen in Weigls Filmopern spielten in der Regel nicht Sängerinnen und Sänger, sondern Schauspielerinnen und Schauspieler.

„Der Grund war, dass meine Ansprüche an eine wirklich dramatische Leistung sehr hoch waren. Jemand, der weder Schauspieler noch entsprechender Darsteller für die jeweilige Rolle ist, kann diese Aufgabe nicht meistern. Einmal habe ich dann doch im Film Werther den slowakischen Tenor Peter Dvorský und die renommierte Opernsängerin Brigitte Fassbaender für die Hauptrollen engagiert. Er hatte das Herz eines großen dramatischen Künstlers, auch wenn er ein wenig unbeholfen war, was die Emotionalität betraf. Mit ihm konnte ich sehr gut zusammenarbeiten. Und sie war auch als Schauspielerin sehr überzeugend.“

Weigl arbeitete zudem für ausländische TV-Sender wie das ZDF, die ARD, BBC und Channel Four. In den Jahren 1964 bis 1998 drehte er insgesamt 46 Filme und erhielt mehrere internationale Preise. Zweimal wurde er für den Emmy nominiert. Weigl war aber auch als Opern- und Ballettregisseur tätig, und zwar am Prager Nationaltheater, an der Deutschen Oper Berlin, an der Bayerischen Staatsoper in München und am Teatro Maestranza in Sevilla. 2016 wurde er für sein Lebenswerk mit dem tschechischen Thalia-Theatersonderpreis ausgezeichnet.