MdEP Kastler: „Bayerisch-tschechische Beziehungen auf neue Ebene heben!“

Martin Kastler (Foto: www.martin-kastler.de)

Anfang Januar 1990 machte Václav Havel seine erste Deutschlandreise als tschechoslowakischer Staatspräsident. Er wählte München als Ziel und nicht Bonn. Daran haben der bayerische Europaabgeordnete Martin Kastler und Adolf Ullman, der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, nun erinnert. Und sie haben den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer aufgefordert, nach 20 Jahren endlich den Gegenbesuch anzutreten. Till Janzer hat mit dem CSU-Politiker Martin Kastler gesprochen.

Martin Kastler  (Foto: www.martin-kastler.de)
Herr Kastler, vor fast genau 20 Jahren hat Václav Havel als neu gewählter tschechoslowakischer Präsident als erstes München und nicht Bonn besucht. Wie bewerten Sie im Rückblick diese Geste?

„Ich persönlich halte diese Geste für sehr wichtig. Denn ich denke, dass Havel damals etwas gegen den ´München-Komplex´ tun wollte. Er hat als Zeichen gerade München gewählt, weil viele Exil-Tschechen ja in der bayerischen Landeshauptstadt waren, dort hingeflüchtet sind, und viele auch bei Radio Free Europe tätig waren.“

Können Sie die bayerisch-tschechischen Beziehungen in den letzten 20 Jahren mit ein paar kurzen Sätzen bewerten?

„Ich denke, die Beziehungen zwischen Bayern und Tschechien haben sich in den letzten 20 Jahren sehr gut entwickelt. Wir haben auf vielen Ebenen sehr enge Beziehungen – wenn ich an die Wirtschaft denke, wenn ich an kulturelle Begegnungen denke wie das Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee, wenn ich an den Schüleraustausch denke, an den Universitätsaustausch. Ich war selbst im Austausch als Student an der Prager Universität. Sehr viele Schulklassen gerade in den unmittelbar benachbarten Regionen an der Grenze haben Austauschmaßnahmen. Und was mich persönlich sehr freut als ein Vertreter der Ackermann-Gemeinde, dass auch kirchliche Partnerschaften sehr aktiv zwischen Bayern und Tschechien sind.“

Horst Seehofer
Der jetzige bayerische Ministerpräsident Seehofer hat einen offiziellen Besuch in Prag für die Zeit nach den Wahlen zum tschechischen Abgeordnetenhaus in Aussicht gestellt. Das wäre also nicht vor dem Sommer, denn die Regierung muss sich ja dann erst einmal formieren. Die Ackermann-Gemeinde hat aber nun Seehofer aufgefordert, noch vor dem Sudetendeutschen Tag im Juni nach Tschechien zu fahren. Warum?

„Es wäre ein sehr wichtiger Impuls gerade vor dem Sudetendeutschen Tag für die Sudetendeutschen und auch für diejenigen, die aktiv sind in Tschechien und in Deutschland, dass der bayerische Ministerpräsident von sich aus in sein Nachbarland fährt und auch auf die Menschen in Tschechien zugeht. Es wäre eine Geste für diejenigen, die sich aktiv für Versöhnung einsetzen, in einer Zeit, die vielleicht nicht ganz einfach ist im innenpolitischen Leben in Tschechien.“

20 Jahre lang sind ja die bayerischen Ministerpräsidenten nicht zu offiziellen Staatsbesuchen nach Prag gefahren. Kann man das als Durchbruch bewerten, dass Seehofer gesagt hat, er kommt?

„Das hat auch schon Beckstein gesagt. Und er war ja auch in Prag (zu einem inoffiziellen Besuch, Anm. d. Red.). Aber wie es in der Geschichte oft ist: Die Zeitfenster sind meist sehr kurz. Ich hätte mir gewünscht, dass auch schon unter Becksteins Ägide die bayerisch-tschechischen Beziehungen auf eine neue Ebene gehoben werden. Sprich: Dass man ohne Junktim miteinander auch auf der höchsten Ebene redet. Ich wünsche mir nun gerade von Horst Seehofer, dass er dieses Zeitfenster nutzt. Das Fenster ist kurz, aber es bietet sich jetzt gerade die Gelegenheit, zusammen mit einer Prager Regierung, die eher aus Beamten besteht und anderen Vertretern, die nicht unbedingt parteipolitisch denken, ein Zeichen zu setzen – ein Zeichen, dass man auf einander zugeht und dass man eine neue Ära beginnen möchte.“