Machtmusik zum Abgang - Neue Stücke von Havel und Kohout

Vaclav Havel (Foto: CTK)

Der Abgang - so heißt das viel erwartete neue Bühnenstück von Vaclav Havel, das der tschechische Ex-Präsident am Mittwoch vorab in Buchform präsentierte. Viereinhalb Jahre nach dem Ausscheiden aus dem höchsten Staatsamt kehrt der 71-Jährige damit wieder zu seiner literarischen Berufung zurück. Er ist aber nicht der einzige der Dissidenten-Dramatiker, der sich dieser Tage zurückmeldet.

Vaclav Havel  (Foto: CTK)
Der Inhalt scheint pikant. Im Mittelpunkt des Stückes: ein alternder Politiker, der sein Amt abgeben und aus der Regierungsvilla ausziehen muss - umgeben von dem sich auflösenden Hofstaat aus Speichelleckern und Verrätern, irgendwo zwischen Shakespeares König Lear und Tschechows Kirschgarten. Ein autobiographisches Stück oder eine Parabel auf den Dauerrivalen und Amtsnachfolger Vaclav Klaus?

"Das werden vielleicht einige Presseleute oder Zuschauer in dem Stück suchen - die Regisseure wohl eher nicht, schon deshalb, weil ich mit ihnen in Kontakt bin und ihnen das eine oder andere erklären kann, ganz besonders wenn es sich um heimische Bühnen handelt."

So Vaclav Havel selbst über das Stück, dessen erste Entwürfe, wie er betont, noch in den achtziger Jahren und seine Dissidentenzeit entstanden sind. Nach dem in diesem Jahr auch auf Deutsch erschienenen Interviewband "Fassen Sie sich bitte kurz" bedeutet "Der Abgang" die lang erwartete Rückkehr Havels zu seiner eigentlichen literarischen Heimat, der Bühne.

Vaclav Havel  (Foto: CTK)
"Das Stück ist wie alle meine vorangehenden Stücke allen denen gewidmet, die ins Theater kommen und daran Interesse haben. Meine Stücke wurden auf der ganzen Welt vor dem unterschiedlichsten Publikum gespielt. Und doch muss man nicht darum herumreden: Theater, und noch dazu solches Theater ist eben nur ein Minderheitengenre. Die meisten Leute gehen einfach nicht ins Theater, sondern beschäftigen sich lieber mit Fernsehen und Internet oder gehen ins Kino."

Während das Buch bereits jetzt erscheint, wird das Stück seine Welturaufführung erst Mitte des kommenden Jahres im Prager Theater in den Weinbergen erleben; die weibliche Hauptrolle soll Havels Ehefrau Dagmar Havlova übernehmen. Vaclav Havel sieht der Premiere dennoch gelassen entgegen:

"Ein bisschen Lampenfieber habe ich immer noch, aber nicht mehr viel. Nach all den Jahren bin ich abgehärtet - ich habe schon so viele und oft auch armselige Aufführungen meiner Stücke gesehen, dass mich so schnell nichts aus der Bahn wirft. Und hier gibt es außerdem die Hoffnung, dass es wirklich schön wird, im Weinberger Theater."

Vaclav Havel ist mit seinem Stück "Der Abgang" aber nicht der einzige der großen ehemaligen Dissidenten-Dramatiker, der sich in diesen Tagen zurückmeldet. Pavel Kohout eröffnet am Donnerstag das Prager Theaterfestival deutscher Sprache mit der Weltpremiere seines neuen Stückes. Der Titel, frei nach Mozart: "Eine kleine Machtmusik - Mala hudba moci".