Lkw-Mautsystem: CzechToll statt Kapsch

Foto: Tomáš Jelen, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Im Bieterwettbewerb um die tschechische Maut besiegt ein satellitengestütztes System die bestehende Mikrowellentechnik.

Foto: Tomáš Jelen,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Wer mit seinen Lastwagen in Tschechien fährt, zahlt seit 2007 eine Maut. Insgesamt 1700 Kilometer Straßen hierzulande sind gebührenpflichtig, vor allem Autobahnen. Damals entschied sich die tschechische Regierung für das mikrowellengestützte System der österreichischen Firma Kapsch. Doch die Lkw-Maut musste nach zehn Jahren aus wettbewerbsrechtlichen Gründen neu ausgeschrieben werden. Und im Bieterwettstreit unterlag der bisherige Betreiber. Es siegte ein tschechisch-slowakisches Konsortium der Firmen CzechToll und SkyToll. Dieses plant nun den Übergang zu einem satellitengestützten System für Tschechien. Miroslav Beneš ist Sprecher von CzechToll:

„Um die Fahrt der Lkw zu erfassen, werden GPS-Daten genutzt. Und in Zukunft soll auch ein Zugriff auf das europäische Satellitensystem Galileo möglich sein. Für die nötigen Kontrollen dürfte aber auch weiter maximal die Mikrowellentechnik mit den Mautportalen genutzt werden.“

Dan Ťok  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
CzechToll und SkyToll hatten im Bieterwettbewerb das günstigste Angebot abgegeben. Es liegt bei 10,7 Milliarden Kronen (425 Millionen Euro) für den Aufbau des neuen Systems und zehn Jahre Betrieb. Verkehrsminister Dan Ťok (parteilos):

„Der Aufbau des Systems kostet damit den Staat gut eine Milliarde Kronen pro Jahr weniger, als es beim bisherigen der Fall gewesen ist. Auch die Betriebskosten sind geringer, derzeit liegen sie bei 1,5 Milliarden Kronen im Jahr.“

Das Angebot von Kapsch hatte um 2,7 Milliarden Kronen höher gelegen als das von CzechToll und SkyToll. Die anderen Bewerber hatten sogar noch mehr gefordert, darunter das deutsche T-Systems.

Illustrationsfoto: Jana Šustová,  Radio Prague International
Doch das Auswahlverfahren ist nicht unumstritten, und bereits jetzt sind Beschwerden eingereicht worden. Allen voran ist der bisherige österreichische Betreiber aufgebracht.

„Wir sind sehr erschreckt vom Vorgehen des Verkehrsministeriums. Es hat in kürzester Zeit und ohne Dialog mit uns oder den anderen Mitbewerbern das Angebot von CzechToll und SkyToll als das günstigste bewertet. Und das, obwohl wir zu Gesprächen aufgerufen hatten. Diese waren eigentlich auch in der Ausschreibung vorgesehen und von Minister Ťok versprochen worden“, so Kapsch-Sprecher Jan Feix.

Tatsächlich hat sich das Verkehrsministerium Medienberichten nach nicht weiter mit den nominal teureren Angeboten beschäftigt, sondern nur noch geprüft, ob CzechToll und SkyToll alle Auflagen erfüllen. Hintergrund ist, dass eine frühere Neuausschreibung von 2016 gescheitert war. Das tschechische Kartellamt hatte diese gestoppt. Danach musste der Minister zum Rapport nach Brüssel. Der bestehende Vertrag mit Kapsch konnte zwar anschließend noch einmal verlängert werden, aber ein weiteres Mal wird das nicht möglich sein. Ende 2019 läuft der Kontrakt aus, und das hat Dan Ťok in Zeitnot gebracht.

„Wir müssen uns beeilen, das Ausschreibungsverfahren zu Ende zu bringen. Uns bleiben nur noch 14 Monate, um das neue System aufzubauen. Denn erst im Oktober dürfte der entsprechende Vertrag unterschrieben sein“, sagte der Minister.

Zunächst muss das Kartellamt nämlich die Beschwerden prüfen, die Kapsch und weitere gegen das Auswahlverfahren eingereicht haben. Was passiert, wenn die Wettbewerbshüter auch diese Neuausschreibung annullieren, das weiß jedoch niemand.

Autor: Till Janzer
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