Libysche Gemeinschaft in Tschechien zur Rebellion gegen Gaddafi

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Derzeit überschlagen sich in Libyen die Ereignisse: Am Montag gelang es den Rebellen, in die Hauptstadt Tripolis einzudringen und auf die Residenz Gaddafis vorzurücken. Mittlerweile ist die Residenz erobert und weite Teile der Stadt sind unter Kontrolle der Rebellen. Bisher weiß aber niemand, wo sich Diktator Gaddafi aufhält und seine Truppen leisten weiter erbitterten Widerstand. Auch in Tschechien leben Libyer und sie haben natürlich auch eine Haltung zur Rebellion in ihrer Heimat. Am Montag wurde dies deutlich: Die diplomatische Vertretung Libyens in Prag wird derzeit einem Chargé d´affaires geführt und hisste am Montagmittag die Flagge der Aufständischen.

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Der Vorsitzende des Verbandes der in Tschechien lebenden Libyer, Dia Addin Felfel, erklärte gegenüber Radio Prag, warum die offizielle Vertretung in Prag die Rebellenflagge hisste:

„Nicht libysche Offizielle haben die Flagge auf der Botschaft gehisst. Es war die libysche Gemeinschaft in der Tschechischen Republik, gemeinsam mit dem Geschäftsträger, der von Anfang an auf unserer Seite war. Alles, was der Geschäftsträger sagt oder ausdrückt, wird von uns, von der libyschen Gemeinschaft verfasst, denn die libysche Nation hat noch nicht entschieden, wer der nächste Botschafter sein wird.“

Außenminister Karel Schwarzenberg
Außenminister Karel Schwarzenberg begrüßte am Dienstag gegenüber der Presseagentur ČTK die Erfolge der libyschen Rebellen und erklärte, man werde gerne die tschechischen Erfahrungen beim Übergang zu einem demokratischen System anbieten. Allerdings haben sich bisher weder die Regierung noch das Parlament entschlossen, die Rebellen offiziell anzuerkennen. Dia Addin Felfel äußerte sich darüber enttäuscht:

„Wir, die libysche Gemeinde, haben einen offenen Brief an die tschechische Regierung und an das tschechische Parlament geschickt, in dem wir unsere Enttäuschung darüber ausdrücken, dass bisher keine offizielle Anerkennung erfolgt ist. Auch wenn wir verstehen, dass der Besuch von Außenminister Schwarzenberg in Bengasi ein Akt der Unterstützung war, hätten wir doch etwas mehr erwartet.“

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Trotz der Enttäuschung über die Haltung der Tschechischen Republik konnte Felfel die Haltung und die Gefühle der Libyer in Tschechien kaum in Worte fassen:

„Ich bin über 40 Jahre alt und ich hatte noch nie ein solches Gefühl, daher weiß ich nicht einmal, wie ich es beschreiben soll. Es ist wunderbar. Als ob man atmet und plötzlich fühlt, dass da kein Gaddafi mehr in der Luft ist. Ich habe meine Familie und meine Freunde gefragt, wie sie sich fühlen, und die meisten konnten ihre Gefühle auch nicht ausdrücken. Es ist, als wäre man in einer anderen Welt. Ich kann nur wiederholen: Als ob man atmet und merkt, dass kein Gaddafi mehr in der Luft ist.“

Felfel äußerte sich auch sehr euphorisch über die Zukunft seines Landes. Es habe kein größeres Übel auf der Welt gegeben als Gaddafi und ohne ihn werde alles viel besser. Man habe die finanziellen Mittel und gut ausgebildete Menschen, daher werde man das Land schnell wieder aufbauen.