Lärmkarten für die EU: Tschechien hinkt hinterher

Beispiel einer Eisenbahn-Lärmkarte

Nicht greifbar, aber doch allgegenwärtig – das ist Lärm. Er gehört vor allem in den Großstädten zu den Zivilisationserscheinungen, die den Menschen am meisten quälen. Aber der Lärm ist selbst gemacht. Vor allem durch den Verkehr. Die Europäische Union hat daher vor knapp eineinhalb Jahren alle Mitgliedsstaaten aufgefordert, Landkarten des Lärms, so genannte Lärmkarten zu erstellen. Tschechien ist damit ins Hintertreffen geraten.

Lärm. Er kann Infarkte und Schlaganfälle auslösen, er reduziert die Aufmerksamkeit und die Gedächtnisleistung, er kann Schlafstörungen und Depressionen hervorrufen.

„Wir haben alle Lärmkarten ausgearbeitet. Das heißt, für bestimmte Eisenbahnabschnitte, für bestimmte Straßenabschnitte und für die Städte Prag, Brünn und Ostrau und natürlich auch für den internationalen Flughafen Prag,“ sagt Michael Vít vom Tschechischen Hygiene-Amt.

Lärmkarten - also Landkarten des Lärms - zu erstellen, hat die Europäische Union jedem Mitgliedsland aufgetragen. Aus ihnen soll hervorgehen, wo sich die Zentren des Lärms, vor allem des Verkehrslärms, in jedem Land befinden. Auf ihrer Grundlage sollen schließlich konkrete Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

„Wir verhandeln zurzeit mit dem Büro der Europäischen Union in Kopenhagen und haben vereinbart, dass unsere Mitarbeiter zu Beginn des neuen Jahres persönlich der EU die Lärmkarten übergeben.“

Zu Beginn des neuen Jahres - das ist gut ein halbes Jahr zu spät. Das verantwortliche tschechische Gesundheitsministerium hatte eine private Firma beauftragt, die Lärmkarten zu erstellen. Die Firma ist zeitlich ins Hintertreffen geraten, worauf erst das Gesundheitsministerium und dann die EU Lärm geschlagen haben. Nun jedoch hat man sich mit der EU geeinigt. Neuer Abgabetermin ist Jahresbeginn. Ungeschoren kommt die Firma jedoch nicht davon, wie Michael Vít erklärt:

„Die Firma hat den Termin nicht eingehalten und erhält deshalb eine Vertragsstrafe in Höhe von rund 740.000 Kronen – ungefähr 27.000 Euro.“

Die Lärmkarten werden bereits Ende des Jahres auf den Webseiten des tschechischen Gesundheitsministeriums einzusehen sein.