Kriegsbeginn im Irak: Tschechien trifft erhöhte Sicherheitsvorkehrungen

Prag, Foto: CTK

In mehreren Sitzungen des nationalen Sicherheitsrates hatte sich auch die Tschechische Republik in den zurückliegenden Tagen und Wochen mit der im Lande gewährten Sicherheit bei einem möglichen Irak-Konflikt befasst. Nach dem Ausbruch des Krieges in der Nacht zum Donnerstag wurden einige der bestehenden Sicherheitsmaßnahmen allerdings noch erweitert bzw. erhöht. Einen Überblick dazu gibt Ihnen Lothar Martin.

Prag,  Foto: CTK
Die Tschechische Republik befindet sich seit Kriegsbeginn im Bereitschaftszustand, allerdings in einer mit unterer Stufe. So charakterisierte der tschechische Premierminister Vladimír Spidla am Donnerstagmorgen im Tschechischen Fernsehen die Sicherheitslage der Nation, um gleich darauf auf einige zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zu verweisen, die aufgrund der aktuell-weltpolitischen Situation getroffen wurden:

"Im Zusammenhang mit der voraussehbaren Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen wurden 2000 Soldaten zur Unterstützung der Polizei der Tschechischen Republik abgestellt. In diesem Moment gibt es jedoch keine Signale, die davon zeugen würden, dass der Tschechischen Republik eine direkte Gefahr drohe, und es gibt auch keine Signale, die andeuten würden, dass es notwendig sei, die Anzahl der benötigten Soldaten zu erhöhen."

Diese Auffassung wird auch vom tschechischen Geheimdienst bestätigt, der über die Nachrichtenagentur CTK verlauten ließ, dass von Seiten des irakischen Diktators Saddam Hussein mit keinerlei Vergeltungsschlägen zu rechnen sei. Dagegen könne der Krieg aber extreme Gruppierungen dazu animieren, den Vereinigten Staaten und den Ländern Europas erheblichen Schaden zuzufügen, warnte der Geheimdienst. Und auch Premier Spidla forderte seine Landsleute auf, wachsam zu sein und das Risiko des Krieges nicht zu unterschätzen.

Konkret für die Tschechische Republik bedeutet der Ausbruch des Krieges, dass im Land derzeit die zweite Stufe der auf einer Skala bis vier reichenden Sicherheitskategorien gilt. In Prag und Mittelböhmen, wo insgesamt 620 der 2000 Soldaten zur Verstärkung des polizeilichen Überwachungsdienstes abgestellt wurden, bedeutet dies laut Polizeipräsident Jirí Kolár:

"Das erhöhte Regime der Maßnahmen betrifft im wesentlichen Gebäude und Einrichtungen, die sich in der Hauptstadt Prag und im Mittelböhmischen Kreis, der den Prager Umkreis bildet, befinden. Es handelt sich dabei um konkret ausgewiesene strategische Objekte."

Prag,  Foto: CTK
Zu diesen Objekten gehören in der Hauptstadt Prag insbesondere staatliche Institutionen wie die Gebäude des Regierungsamtes, des Abgeordnetenhauses, des Senates, des Außen- und des Innenministeriums sowie die einer erhöhten Bedrohungsgefahr unterliegenden Botschaften der Vereinigten Staaten, Israels, der Türkei und Saudi Arabiens. Im ganzen Lande aber zählen zu den strategischen Objekten vor allem Energiewerke, Trinkwasserreservoirs sowie Verkehrseinrichtungen wie zum Beispiel die Prager Metro.

Überall im Land ist also erhöhte Wachsamkeit geboten und selbst die Staatsgrenzen sind davon nicht ausgenommen. Am größten tschechisch-deutschen Straßen-Grenzübergang im westböhmischen Rozvadov sieht die Situation laut Rundfunkredakteur Lubomír Smetana wie folgt aus:

"In Rozvadov werden lediglich selektive Kontrollen gegenüber aus arabischen Ländern stammenden Bürgern durchgeführt. Alle weiteren Kontrollen verlaufen im normalen Rahmen ab."

Daher, so Smetana, haben Autofahrer in Rozvadov auch so gut wie keine Verzögerungen zu befürchten. Etwas anders sieht es da am tschechisch-polnischen Grenzübergang Náchod aus, wo nach Aussage von Rundfunkredakteurin Jana Tomková bei Reisenden aus dem arabischen Raum ebenfalls verschärfte Kontrollen durchgeführt werden, aber:

"In der Praxis hat dies offensichtlich längere Wartezeiten zur Folge, denn diese Kontrollen haben ihre Spezifik."

Der Kriegsbeginn im Irak - das Leben in Tschechien geht normal weiter, allerdings mit den genannten Einschränkungen.