Kopftuchstreit in Teplice: Schulleiter wehrt sich gegen Ausschluss von Schülerin

Eman Ghaleb (Foto: Archiv von Eman Ghaleb)

Tschechien hat einen Kopftuchstreit. In anonymen E-Mails wurde der Schulleiter eines Teplitzer Gymnasiums aufgefordert, eine Schülerin wegen ihres Kopftuchs auszuschließen. Der Direktor lehnt dies jedoch ab und löst damit eine emotionale Diskussion aus. Es geht dabei um weit mehr, als nur um das Kopftuch.

Eman Ghaleb  (Foto: Archiv von Eman Ghaleb)
Der Kurort Teplice / Teplitz in Nordböhmen ist an sich beschaulich. Dennoch ist der Islam hier ein besonders großes Thema. Die Stadt ist nämlich sehr beliebt bei Kurgästen aus dem arabischen Raum. Seit Beginn der Flüchtlingskrise ist die Stimmung zwischen Kurgästen und Einwohnern jedoch angespannt. Nun rückt die 17-jährige Gymnasiastin Eman Ghaleb, die seit ihrem fünften Lebensjahr in Teplice lebt, ins Zentrum dieser Spannungen. Anonyme Stimmen haben den Schulleiter des Teplitzer Gymnasiums aufgefordert, die Jemenitin doch bitte der Schule zur verweisen. Der Grund der Forderungen ist, dass sie ein Kopftuch trägt

Kurort Teplice | Foto: PodLampou,  CC0 1.0 DEED
Schulleiter Zdenek Bergman stellt sich jedoch klar auf die Seite seines Schützlings:

„Das Mädchen wirkt im Gegenteil sehr positiv. Das betrifft ihr Auftreten sowohl in der Schule, als auch allgemein in Teplice. Sie engagiert sich sehr stark für eine Verbesserung des Zusammenlebens der Teplicer und ihrer arabischen Gäste.“

An tschechischen Schulen ist das Kopftuch keine alltägliche Erscheinung. Aus diesem Grund wird oft mit Unklarheiten in der Schulordnung dagegen argumentiert. Die Regelwerke werden sehr frei ausgelegt.

Kateřina Valachová  (Foto: ČT24)
Bildungsministerin Kateřina Valachová versucht dabei, einen Mittelweg zu finden. Sie betont die bürgerliche Religionsneutralität der Schulen, möchte aber gleichzeitig nicht exklusiv sein: Insbesondere eine zentrale Regelung möchte die Sozialdemokratin vermeiden.

„Wir sollten die Entscheidungsgewalt den einzelnen Schulen überlassen. Es dürfen keine Vorteile oder Nachteile für Einzelne entstehen. Gleichzeitig darf aber auch nicht ein Einzelner die Dynamik der Gruppe bestimmen. Meine Meinung ist ganz deutlich. Unsere Schulen stellen sich nicht auf die Seite einer Religion, sie sind säkulare Einrichtungen. Ich wäre froh, wenn das so bliebe.“

Jiří Čunek  (Foto: ČT24)
In der öffentlichen Diskussion geht es indes um weit mehr, als um Eman und ihr Kopftuch. Senator Jiří Čunek von den Christdemokraten stellt allgemein die Vereinbarkeit von jeglicher Form von Schleiern und der tschechischen Gesellschaft in Frage:

„Ich sage es ganz deutlich. Es ist eine Frage, wie viele Menschen zu uns kommen möchten und auf ihre Verschleierung bestehen. Wir werden dann nicht umhin kommen, das zu verbieten. Und das nicht nur aus Sicherheitsgründen. Man muss nur nach Deutschland und Frankreich schauen. Dort hat die Offenheit nur zu Ghettos geführt. So sind islamische Enklaven in den ehemals katholischen Städten Frankreichs entstanden. Wir erkennen jetzt, dass das ein großer Fehler war.“

Foto: Gabriela Hauptvogelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
In Teilen der tschechischen Gesellschaft sitzt die Angst tief, dass sich durch den Islam etwas an ihrer bisherigen Lebensweise ändern könnte. Auch wenn das mit Hinblick auf Westeuropa legitim scheinen mag, so ist diese Angst doch unbegründet. Nur 0,1 Prozent der tschechischen Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Emans Kopftuch fügt sich dabei als Puzzlestück in die Bedrohungskulisse ein.

Emans Mitschüler stehen größtenteils hinter ihr. Sie haben in sozialen Netzwerken eine Kampagne zur Unterstützung gestartet. Auch in einem Video drücken die Gymnasiasten ihren Rückhalt aus und beziehen dadurch klar Stellung. Eman selbst versucht die Diskussion gelassen zu nehmen:

„Manche Leute stören sich an meinem Kopftuch, oder sie fühlen sich bedroht. Ich weiß aber nicht, welche Probleme der Welt gelöst sind, wenn ich das Tuch abnähme. Wenn es ein Gesetzt gegen mein Kopftuch gäbe, wäre die Sache für mich klar. Ich würde es halt abnehmen oder irgendwo anders hingehen.“