Kommunistische Machtübernahme: Mahnungen und Feiern zum 65. Jahrestag

Клемент Готтвальд (Фото: Архив Чешского радио)

Der 25. Februar 1948 gilt in Tschechien als Tag der kommunistischen Machtübernahme. Am Montag fanden anlässlich des 65. Jahrestages viele Gedenkveranstaltungen statt, während einige kommunistische Anhänger dem damaligen Ministerpräsidenten und Parteichef Klement Gottwald gedachten.

Klement Gottwald: 'Gerade komme ich von der Prager Burg vom Präsidenten der Republik...'  | Foto: Tschechischer Rundfunk
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tschechoslowakei von einer Allparteienregierung unter der Führung des Kommunisten Klement Gottwald regiert. Die Koalition war aus den Wahlen von 1946 hervorgegangen, bei denen die Kommunistische Partei 38 Prozent der Stimmen erhalten hatte. Aus Protest gegen die Politik der Kommunisten traten am 20. Februar 1948 zwölf nichtkommunistische Minister zurück, um Staatspräsident Edvard Beneš zur Bildung einer neuen Regierung zu zwingen. In dieser gespannten Atmosphäre beschlossen einige Studenten am 25. Februar, zur Prager Burg zu marschieren, um den Staatspräsidenten zu unterstützen. Jan Decker war damals dabei:

Jan Decker  (Foto: Archiv des Instituts für das Studium totalitärer Regime)
„Wir sind bis zum Burgplatz (Hradčanské náměstí) gekommen und dort hat uns die Polizei mit Schlagstöcken auseinander getrieben.“

Für die Studenten bedeutete der Protest das Ende ihres Studiums, während Edvard Beneš noch am selben Tag eine neue kommunistische Regierung ernannte. Klement Gottwald verkündete das Ereignis am 25. Februar in Prag:

„Gerade kehre ich von der Burg zurück. Der Präsident hat alle Vorschläge genau so bewilligt, wie sie ihm vorgelegt wurden.“

František Šedivý  (Foto: Archiv Radio Prag)
Viele Redner bei der Gedenkveranstaltung auf der Nerudova-Straße, die hoch zur Burg führt, brachten das damalige Engagement der Jugend mit den heutigen Protesten von Schülern und Studenten gegen die kommunistische Beteiligung an den kommunalen Kreisverwaltungen in Verbindung. František Šedivý ist Mitglied der Konföderation politischer Gefangener:

„Es freut mich sehr, dass sich heutzutage erneut junge Leute finden, die sowohl in Südböhmen als auch in Westböhmen an Aktionen gegen den Kommunismus teilnehmen.“

Foto: ČTK
Auch auf dem Altstädter Ring im Herzen Prags fand am Montagabend eine Veranstaltung statt. Etwa 700 Menschen hatten sich versammelt, um vor allem vor dem Erstarken der Kommunisten zu warnen. Petr Marek von der Internetplattform bezkomunistů.cz:

„Der Kommunismus gehört nicht ins 21. Jahrhundert. Mit dem Kommunismus und allem, was er bedeutet und gebracht hat, sollte genauso wie mit diesem Kapitel aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts abgeschlossen werden.“

Marta Semelová  (Foto: Archiv des Magistrats der Hauptstadt Prag)
Ganz anderer Meinung ist natürlich die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens (KSČM). Sie veranstaltete eine Gedenkfeier am Grab von Klement Gottwald auf dem Prager Olšany-Friedhof. Unter Störungen von Gegnern wird die Internationale gesungen, bevor Marta Semelová, Abgeordnete der Kommunistischen Partei, erklärt:

„Der Februar 1948 ist ein Meilenstein auf dem Weg in ein besseres Leben gewesen.“

In den Umfragen für die nächste Abgeordnetenhauswahl liegen die Kommunisten derzeit bei 11,3 Prozent. Und seit einiger Zeit beobachten die Politologen, dass die Partei auch bei jungen Menschen wieder mehr Anhänger findet.