Kommentare zum Prag-Besuch von Vladimir Putin

Vladimir Putin (Foto: CTK)

Nach 13 Jahren hat am Mittwoch und Donnerstag zum ersten Mal wieder ein russischer Präsident Tschechien besucht, Radio Prag hat ausführlich darüber berichtet. Während die offiziellen Treffen Putins mit tschechischen Spitzenpolitikern von ganz pragmatischer Wirtschaftspolitik dominiert waren, beschäftigte die tschechische Öffentlichkeit in erster Linie eine Frage, die während Putins Besuch eher zufällig zur Sprache kam: die Niederschlagung des "Prager Frühlings" durch die Warschauer-Pakt-Staaten im August 1968.

Vladimir Putin  (Foto: CTK)
Als Putin auf einer Pressekonferenz danach befragt wurde, bekannte er sich zur moralischen Verantwortung seines Landes und bezeichnete die Invasion als "tragisches Ereignis". Hat sich Putin demnach indirekt für 1968 entschuldigt, wie es die Zeitung Lidova noviny am Donnerstag durch die Hauptschlagzeile auf Seite eins interpretierte? Die Kommentatoren bewerten Putins Äußerung sehr unterschiedlich. Wie breit das Meinungsspektrum ist, wird deutlich, wenn man auf die Kommentarseite der Mlada fronta dnes, des auflagenstärksten Nicht-Boulevard-Blatts blickt: Ein Autor wies am Donnerstag darauf hin, dass das entscheidende Wort "Entschuldigung" in Putins Äußerung eben nicht gefallen sei, ein anderer Kommentator derselben Zeitung ist der Meinung, dass man durchaus von einer indirekten Entschuldigung sprechen könne - auch wenn Putin diese vor seiner Prag-Reise sicherlich nicht geplant habe.

Entschuldigung oder nicht - den Opfern der Invasion von 1968 spricht möglicherweise der Kommentar eines Unternehmers aus der Seele, der sich ebenfalls in der Mlada fronta zu Wort meldete. Ihm sei durch die Okkupation das Hochschulstudium versperrt geblieben, getrennt von der Familie habe er als Hilfsarbeiter arbeiten müssen.

"Eine Schweinerei bleibt eine Schweinerei", so sein Kommentar, "wenn sie nicht öffentlich verurteilt und die Betroffenen rehabilitiert und entschädigt werden."