Kino-Premiere: Václav Havel kommt mit dem „Abgang“

Václav Havel (Foto: ČTK)

Der Schriftsteller und frühere Präsident Václav Havel stand am Dienstagabend im Rampenlicht. Gefeiert wurde die Premiere seines ersten Films „Odcházení“, der Abgang, der ab sofort in den Kinos zu sehen ist. Ob der Film auch in der Gunst der Kritiker steht, unter anderem das sagt Ihnen Christian Rühmkorf.

Film „Der Abgang“
Es war eine Premiere in der Premiere, die da am Dienstagabend im Lucerna-Palast am Prager Wenzelsplatz stattfand. Der Film „Odcházení“ nach dem gleichnamigen Theaterstück erlebte damit seinen Kinostart. Zugleich war es für den Autor des Textes eine Premiere: Václav Havel trat zum ersten Mal als Filmregisseur an die Öffentlichkeit. „Odcházení“ - der Abgang - ist die Geschichte eines alternden hochrangigen Politikers, der aus dem Amt scheidet. Mit dem Ende der Funktion naht auch das Ende der Welt, die ihn umgibt. Schon die Theateraufführung hatte für medialen Rummel gesorgt, der Film steht ihr in nichts nach. Die Kritiker aber sahen gerade in der Nähe von Film und Theater das Problem:

Václav Havel mit den Schauspielern  (Foto: ČTK)
„Die Sprache des Films wird dort in der Tat kaum verwendet. Und wenn, dann sehr gewollt. Wenn zum Beispiel die frontalen Einstellungen zu viel erscheinen, dann beginnt die Kamera rasant durch die Szene zu fahren, damit es aussieht, als ob im Film etwas geschehe.“

So der Filmkritiker Vojtěch Rynda. Auch andere Kritiker teilen die Ansicht, der Filmcharakter von „Odcházení“ blitze nur hier und da auf. Václav Havel, der nach eigenen Aussagen immer davon geträumt hatte, Filmregisseur zu sein, nahm es am Premiereabend gelassen:

Václav Havel als Filmregisseur
„Ich mache mir darüber keine Gedanken, ob es mehr wie ein Theaterstück wirkt oder wie ein Film. Ich habe es so angelegt, wie es mir richtig erschien und wie ich es empfunden habe. In welche Kategorie der Film gehört, das überlasse ich den Kritikern.“

Václav Havel könnte es sich nach Ansicht Vieler erlauben, auf die Kritiken zu pfeifen. Das Gegenteil sei jedoch der Fall, meinte der gesundheitlich angeschlagene Ex-Präsident:

„Befreundete Filmregisseure haben mich gewarnt und mir empfohlen, nach Alaska abzuhauen und keine Kritiken zu lesen. Ich habe aber gesagt, dass ich die Kritiken mit Interesse lesen werde, und das habe ich auch getan.“

Foto: Štěpánka Budková
Der Premierenort – der wunderschöne Lucerna-Palast, wie die Passage aus der Zeit des Ersten Weltkriegs genannt wird – war nicht zufällig gewählt, wie Václav Havel erklärte:

„Ich bin froh, dass die Premiere hier stattfindet. Denn der Lucerna-Palast wurde von meinem Großvater erbaut. Und damit schließt sich wundersam der Kreis, und ich kehre hierhin zurück beziehungsweise durch mich kehrt der Film hierher zurück. Denn in der Lucerna wurde der erste große Kinosaal überhaupt erbaut. Und mein Onkel, der zu den Mitbegründern der tschechischen Kinematografie gehörte, hat während des Ersten Weltkrieges Filme aus Österreich hierher geschmuggelt, damit das Kino etwas zu zeigen hatte. Dieses Gebäude ist also eng verbunden sowohl mit der Filmgeschichte als auch mit unserer Familie und daher auch mit mir.“

Der Film „Odcházení“ und sein Macher haben auch das Interesse ausländischer Filmverleihe geweckt. Und verhandelt wird auch über eine Teilnahme an den großen Filmfestivals wie Cannes oder Venedig.