„Katzendreckgestank“ im Erzgebirge – Ursache weiter ungeklärt

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Seit Jahren beschweren sich die Bürger der sächsischen Grenzgemeinden im Erzgebirge über massiven Gestank. Er soll von tschechischer Seite kommen. Auch die jüngsten Untersuchungen haben die Ursache aber nicht geklärt. Die Umweltminister Tschechiens und Sachsens vereinbarten am Montag diesbezüglich eine noch engere Zusammenarbeit.

Marina Pflubeil  (Foto: ČT24)
Neuhausen, Deutschneudorf, Seiffen, Obernhau und Marienberg. Hauptsächlich in diesen fünf Ortschaften auf der deutschen Seite der Grenze im Erzgebirge beschweren sich die Einwohner über Gestank. Sie sprechen dabei vom „böhmischen Nebel“: Der Geruch verbreitet sich besonders im Herbst und Winter. Und zwar, wenn der Wind von Böhmen weht. Maria Pflubeil wohnt im Grenzgebiet:

„Wenn es wirklich mal stark stinkt, dann habe ich Magenprobleme.“

Seit Jahren arbeitet eine deutsch-tschechische Expertengruppe daran, dem Gestank auf die Spur zu kommen. Auf der tschechischen Grenzseite, nur wenige Kilometer von den betroffenen Gemeinden entfernt, wurde der Geruch noch nie wahrgenommen. In der Grenzregion Tschechiens befinden sich zwar mehrere Chemie-Betriebe. In keinem werden aber Abgas-Grenzwerte überschritten, wenn ein Geruchsereignis aus Sachsen gemeldet wird. Auch die jüngsten Untersuchungen haben zu keinerlei Ergebnissen geführt, so der tschechische Umweltminister Richard Brabec (Partei Ano).

Richard Brabec  (Foto: ČT24)
„Es macht uns Sorgen auf beiden Seiten. Theoretisch stehen viele Betriebe und weitere Geruchsquellen im Verdacht.“

Brabec und sein sächsischer Amtskollege, Thomas Schmidt, kamen am Montag zu einem Arbeitstreffen zusammen. Sie besichtigten gemeinsam die Chemiefabrik Unipetrol RPA in Litvínov / Leutensdorf. Die Umweltverschmutzung im Erzgebirge war danach das Hauptthema ihres Gesprächs.

Seit Herbst 2015 wurde ganze sechszehnmal eine Gestankswolke in Sachsen gemeldet. Der Meldung folgen sofortige Untersuchungen auf tschechischer Seite. Sie zeigten aber keine Abweichungen in Tschechien. Nun sollen sogenannte Geruchsprobanden eingesetzt werden. Zwanzig Personen werden auf beiden Seiten der Grenze den Geruch registrieren und sofort melden. Der Kreis Ústí nad Labem / Aussig hat außerdem neue Messgeräte im Wert von 4 Millionen Kronen (150.000 Euro) erworben. Lucie Dosedělová ist Sprecherin des Kreises:

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„Die Messgeräte können ultrafeine Teilchen wahrnehmen. Wir rechnen damit, dass wir sie an verschiedenen Orten aufstellen werden.“

Auch Meteorologen sind seit Längerem an der Untersuchung beteiligt. Eine ihrer Theorien ist, dass sich der wahrgenommene Geruch erst während des Luftmassentransports durch chemische Umwandlungs- und Mischungsprozesse bilden könnte. Weitere Aufklärung soll ab 2017 das grenzüberschreitende Kooperationsprojekt „OdCom“ bringen. Es wird durch das Kooperationsprogramm Freistaat Sachsen-Tschechische Republik mit 1,6 Millionen Euro unterstützt.