Karel Gott und die Kommunisten – Akten-Einsichten zum ungeklärten Verhältnis

Gustáv Husák und Karel Gott (Foto: ČTK)

Die Schlagermusik ist allgemein eher unpolitisch. Kein Wunder, dass auch der tschechische Superstar Karel Gott diese Politikferne immer für sich beanspruchte. Doch jetzt haben tschechische Medien in den Archiven des ehemaligen kommunistischen Geheimdienstes StB gewühlt – und wurden fündig. Sie förderten einen Brief an den ehemaligen Parteichef Gustáv Husák zu Tage, der die Unterschrift von Karel Gott trägt. Er wurde 1971 abgeschickt und zwar aus Deutschland. Gott leugnet aber, einen entsprechenden Brief geschrieben zu haben.

Gustáv Husák und Karel Gott im Jahr 1985  (Foto: ČTK)
Die „Goldene Stimme aus Prag“ hatte überall Erfolg: auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Die Zeit von 1968 bis in den Anfang der 70er Jahre war jedoch heikel. In der Tschechoslowakei hatten die Truppen des Warschauer Paktes den Prager Frühling mit Panzern niedergewalzt und Westreisen waren wieder genehmigungspflichtig. 1971 ging Karel Gott auf Deutschlandtour, zuvor hatten er und seine Mitstreiter beim Kulturministerium um Erlaubnis dazu gebeten. Eine Antwort erhielten sie nicht, dennoch fuhren sie.

In den Akten der tschechoslowakischen Staatssicherheit über Karel Gott haben tschechische Journalisten nun einen Brief gefunden, in dem der Schlagerstar damals um die Möglichkeit zur Rückkehr in die Heimat bittet. Adressiert ist der Brief vom 21. Juli 1971 an Parteichef Husák. Neben Gott haben noch sein Texter Jiří Štaidl und dessen Bruder, der Komponist Ladislav Štaidl, unterschrieben. Aus dem Schreiben geht hervor, dass die Musiker in demselben Jahr nach einem Konzert in Hamburg im Westen bleiben wollten. Sie beklagen Zensur und Gängelung durch die tschechoslowakischen Behörden.

Brisanz hat der Brief vor allem, weil Gott versucht, sich nun für die Rückkehr bei Husák einzuschmeicheln. Er habe die „Normalisierung“ aufrichtig begrüßt, schreibt er. „Normalisierung“ war die harte Linie der tschechoslowakischen KP nach der Niederschlagung des Prager Frühlings. Und weiter heißt es wörtlich:

Foto: Archiv der Sicherheitsdienste
„Obwohl ich diese Haltung auch mit Taten bewiesen habe, sind wir zu Hause auf Schritt und Tritt mit unüberwindbaren Problemen konfrontiert gewesen. Ich war es, der mit meinem Orchester als erster die Sowjetunion in der Zeit besucht hat, als dies noch als Kollaboration bezeichnet wurde“, so Gott in dem Brief.

Seine Kollegen aus der Kultur hätten ihm die Konzerte in der Sowjetunion damals übel genommen, ist zudem zu lesen. An diese Worte und an den Brief will sich der Sänger heute nicht mehr erinnern. Am Dienstag schloss er aus, ein solches Schreiben unterzeichnet zu haben. Am Mittwoch fügte er hinzu, er habe höchstens an den Kulturminister, nicht aber an Husák geschrieben. Es sei andersherum gewesen: Er und seine Mitstreiter seien vom Parteichef in die tschechoslowakische Handelsvertretung nach Frankfurt geladen worden:

„Husák ließ uns dort ausrichten, er garantiere, dass uns nichts geschieht und keine Sanktionen ergriffen werden. Er wolle dies alles aber in Prag besprechen. Dem Brief ist also eine Aufforderung von Gustáv Husák vorausgegangen.“

Während für viele Deutsche die politischen Verstrickungen des Herrn Gott neu sind, bietet der Brief für Tschechen keine wirklich aufregenden Erkenntnisse. Allgemein bekannt ist nämlich, dass der Sänger die so genannte Anti-Charta unterzeichnet hat, wie es die Staatsführung von den Künstlern in den 70ern verlangte. Diese Anticharta diffamierte damals die Bürgerrechtsbewegung „Charta 77“ auf übelste Weise.