Kardinal Berans letzte Reise

Josef Beran (Foto: ČT24)
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Fast 50 Jahre nach seinem Tod werden die Gebeine von Kardinal Josef Beran in seine Heimat überführt und im Veitsdom bestattet.

Josef Beran  (Foto: ČT24)
Im Kampf für seine Ideale hat er seine Freiheit und seine Heimat verloren. Josef Beran starb 1969 im Exil in Rom und wurde dort auch bestattet. Am Freitag werden seine Gebeine feierlich nach Prag überführt.

Josef Beran verbrachte drei Jahre im KZ Dachau, nach Kriegsende wurde er zum Prager Erzbischof ernannt. Diese Freiheit konnte er jedoch nicht lange genießen, denn der mutige Geistliche war dem kommunistischen Regime ein Dorn in Auge. Schon 1949 wurde Beran interniert und saß in Isolationshaft. Nach 16 Jahren wurde ihm schließlich erlaubt, nach Rom zu reisen und dort die Kardinalsinsignien entgegenzunehmen. Zurückkommen durfte Beran jedoch nicht mehr. Nach vier Jahren im Exil ist er gestorben.

Foto: ČTK
Berans Wunsch, in seiner Heimat bestattet zu werden, geht aber erst jetzt in Erfüllung. Die sterblichen Überreste des Kardinals werden nach Prag überführt. Im Veitsdom wird Kardinal Dominik Duka am Samstag einen Festgottesdienst zelebrieren. Der jetzige Prager Erzbischof sagte diese Woche, Berans Rückkehr habe auch eine symbolische Bedeutung. Sie könne alle diejenigen ansprechen, die sich dessen bewusst sind, welchen Wert die Freiheit und Demokratie haben. Dominik Duka gegenüber Radio Prag.

„Ich möchte an das Büchlein ,Abschied von Böhmen‘ von Willy Lorenz erinnern. Das Buch ist drei namhaften Persönlichkeiten gewidmet, die ins Exil gingen: dem heiligen Adalbert, Comenius und Kardinal Josef Beran. Kardinal Beran ist von der Geschichte der katholischen Kirche nicht wegzudenken, er spielte eine wichtige Rolle im Kampf für die Freiheit und Demokratie. Die beiden totalitären Regime – das nationalsozialistische sowie das kommunistische – haben in Beran einen Feind gesehen, der für sie gefährlich war. Er gehört zu den namhaften Primassen Mitteleuropas wie Midszenty, Stepinac oder Wyszyński Am 21. April wird Berans letzter Wunsch erfüllt. Bischof Trochta hat Anfang 1969 Beran geschrieben: ,In der Situation nach dem August 1968 und nach Jan Palachs Tod ist es ausgeschlossen, dass du nach Hause kommen könntest. Du teilst das Schicksal eines großen Exulanten – wie der heilige Adalbert. Aber ich bin davon überzeugt, dass du Mal in die Prager Kathedrale zurückkehren und dort einen Triumph erleben wirst.‘ Dies schrieb Trochta vor 49 Jahren.“

Dominik Duka  (Foto: Martina Schneibergová)
Josef Beran war schon damals ein Befürworter der Ökumene. Seine Haltung ging von den Erlebnissen im KZ Dachau aus. Dominik Duka dazu:

„Er war davon überzeugt, dass die gegenseitige Hilfe und Kontakte zu den Christen anderer Glaubensbekenntnis nicht nur möglich, sondern auch notwendig sind. Er war zudem der Meinung, dass auch ein Zusammenleben mit den Kommunisten möglich sei, sofern Freiheit und Demokratie garantiert wären. Es war keine Naivität, sondern vielmehr Berans Vertrauen zu den Menschen. Er ging davon aus, dass jeder Mensch sein Mitmensch war, der auch in Freiheit leben möchte. Aber die Wirklichkeit sah anders aus.“

Die Gläubigen bei mehreren Veranstaltungen Abschied vom verstorbenen Kardinal nehmen, darunter bei einem Gebet im Priesterseminar in Prag-Dejvice. Dort lehrte der Geistliche vor dem Krieg. Bestattet wird Beran am Montag in der Agnes-Kapelle im Veitsdom.