Kampf gegen Crystal – Vize-Zolldirektorin Holá sieht weiter viele Hürden

Vendulka Holá (Foto: Ondřej Tomšů)

Die Zahlen sind weiterhin hoch: Immer noch gelangt viel Crystal Meth aus tschechischen Drogenküchen nach Deutschland. Wie sich die Lage im Kampf gegen dieses höchst gefährliche Rauschgift gestaltet, hat die stellvertretende tschechische Zolldirektorin, Vendulka Holá, gegenüber Radio Prag erläutert.

Crystal  (Foto: ČT24)
Es ist ein extremer Fall, aber zeigt das Gesamtproblem. Im Oktober vergangenen Jahres ging den Fahndern in Sachsen ein rekordverdächtiger Drogenkurier ins Netz. Der Tscheche hatte bei seinen Fahrten wohl insgesamt 41 Kilogramm Crystal geschmuggelt. Das sind 13 Mal mehr, als die bayerische Polizei insgesamt im Jahr 2011 sichergestellt hat. Der Mann ist mittlerweile Kronzeuge bei den Ermittlungen gegen einen Drogenring.

Im Jahr 2009 begannen im deutschen Grenzgebiet erstmals die Zahlen von sichergestelltem Crystal zu steigen. Die Produktion dieses Metamphetamins erfolgt meist in Tschechien. Die stellvertretende tschechische Zolldirektorin Vendulka Holá:

Vendulka Holá  (Foto: Ondřej Tomšů)
„Leider hat Tschechien eine traurige Berühmtheit für die Produktion von Metamphetamin. Nach Schätzungen liegt die Produktion bei 12.000 Kilogramm pro Jahr. Davon werden aber nur 4000 Kilogramm hierzulande konsumiert.“

Zwei Drittel des Crystal werden also außer Landes gebracht. Zwar stoppen Polizei und Zoll immer mehr Schmuggler, doch die Fahnder kommen nicht hinterher. Vendulka Holá nennt die Gründe:

„Ein Problem ist, dass die Nachfrage nach Metamphetamin mehrfach das Angebot übersteigt. Und das wissen auch die Hersteller.“

Außerdem ist die Produktion vergleichsweise einfach:

Drogenküche  (Illustrationsfoto: United States Federal Government,  Public Domain)
„Die Drogenküchen sind sehr klein und ziemlich flexibel. Deswegen ist es sehr schwierig, sie zu bekämpfen.“

Seit Oktober vergangenen Jahres haben die Zollbehörden mehr Rechte im jeweiligen Nachbarland. Da trat ein tschechisch-deutsches Polizeiabkommen in Kraft. Unter anderem stellt dies die Zoll-Fahnder auf dieselbe Stufe mit Polizisten.

Immerhin ist zumindest in Bayern die Zahl der Crystal-Fälle im vergangenen Jahr zurückgegangen, und zwar um über 14 Prozent. In Tschechien jedoch nicht. Vielleicht auch, weil sich noch lukrativere Märkte für die Rauschgiftproduzenten aufgetan haben. Während für sie in Berlin der Gewinn beim Zehnfachen des tschechischen Schwarzmarktpreises liegt, ist in Ostasien auch das 300-Fache möglich:

„Mittlerweile werden synthetische Drogen auch nach Japan geschmuggelt. Dort erreicht der Preis umgerechnet bis zu 3000 Euro pro Gramm“, so die Vize-Zoll-Chefin.

Außerdem konnte die Produktionskette von Crystal bisher nicht unterbrochen werden. Eine wichtige Zutat ist Pseudoephedrin, das in vielen Erkältungsmitteln enthalten ist. In Tschechien sind Medikamente mit diesem Wirkstoff mittlerweile verschreibungspflichtig. Doch das allein hilft nicht, um das Pseudoephedrin aus der Produktionskette auszuschließen. Vendulka Holá:

Illustrationsoto: CareFusion Germany 326 GmbH,  CC BY-SA 4.0 DEED
„In Polen kann man es ohne Probleme kaufen, und es wird dann nach Tschechien geschmuggelt.“

Genau das war auch Thema beim sogenannten Hofer Dialog. Da sprechen Politiker, Polizei- und Zollchefs aus Tschechien und Deutschland über die drängendsten Probleme an der gemeinsamen Grenze. Polen ist mittlerweile auch dabei:

„Wir haben die polnischen Kollegen vielmals kritisiert. Wir haben gesagt, dass sie politisch auf eine Änderung der Gesetze drücken müssen. Mittlerweile hat sich das verbessert. Erlaubt ist nur noch der Verkauf von einer Packung solcher Medikamente pro Person. Aber in Polen wird nicht so streng kontrolliert“, so Holá.

Das hat vor kurzem auch eine Reportage des Tschechischen Rundfunks bestätigt. Der Polen-Korrespondent des Radiosenders ist an einem Tag im Januar durch Apotheken in Warschau gezogen. Nach einer Stunde hatte er bereits 30 Packungen eines der indizierten Erkältungsmittel in der Einkaufstasche.