Jubiläum in Jihlava: Internationales Dokumentarfilmfestival feiert 15. Geburtstag

Soňa Mikulová

Ab Dienstag werden Anhänger des Dokumentarfilms aus der ganzen Welt in die etwas über 50.000 Einwohner zählende Kreisstadt Jihlava / Iglau strömen und sechs Tage lang die Werke nationaler und internationaler Filmschaffender bewundern können. Bereits zum 15. Mal findet das größte und bekannteste Dokumentarfilmfestival hierzulande statt, das einmal aus der verrückten Idee einiger Gymnasiasten entstanden ist. Zum Jubiläum werden die Filmvorführungen von einem breiten Rahmenprogramm begleitet, es finden Autorenlesungen, Theatervorführungen und Aktionen von Künstlern statt. Soňa Mikulová, Pressesprecherin des Festivals, sprach in einem Interview über das diesjährige Programm.

Soňa Mikulová
Frau Mikulová, eine lange Zeit der Vorbereitung geht nun zu Ende, am Dienstag beginnt das Internationale Dokumentarfilmfestival in Jihlava. Vielleicht können Sie ein paar Worte dazu sagen, welchen Umfang das Festival haben wird und welche Filme gezeigt werden.

„Dieses Jahr ist ein Jubiläumsjahr, es ist der 15. Jahrgang des Festivals. Wir werden eine Rekordanzahl an Filmen zeigen: über 220 sowohl kurze als auch lange Filme, die aus insgesamt über 41 Ländern aus der ganzen Welt kommen. Mehr als 20 werden wir als internationale Premiere zeigen. Wir haben uns auf die Autorendokumentarfilme konzentriert, also es sind keine ganz normalen ethnographischen Filme oder Instruktionsfilme, sondern es sind wirklich Filme, die eine Idee haben und sowohl des Inhalts als auch der Form wegen interessant sind.“

Wie sind die Vorführungen organisiert, werden alle Filme hintereinander gezeigt, oder gibt es Panels?

Vittorio De Seta  (Foto: Iaconianni,  Cretive Commons 3.0)
„Es gibt mehrere Sektionen, vier Wettbewerbssektionen sowie mehrere Untersektionen. Dazu zählen inhaltliche Sektionen, es werden aber auch Workshops und Masterkurse angeboten. Die Wettbewerbssektionen orientieren sich geographisch: Es wird der beste internationale Dokumentarfilm gewählt, der beste Dokumentarfilm aus Mittel- und Osteuropa, der beste tschechische Film und der beste internationale experimentelle Film.“

Was sind die diesjährigen Highlights? Gibt es einen Stargast?

„Es gibt mehrere Stargäste. Leider kann der italienische Meister des neorealistischen Dokumentarfilms, Vittorio De Seta, der dieses Jahr den Preis für seinen Beitrag zur Weltkinematographie erhält, nicht kommen. Aber es kommt zu unserer großen Freude der spanische Regisseur Basilio Martín Patino, der in den 1970er Jahren eine ganz berühmte Trilogie über das Regime von General Franco gedreht hat.“

Peter Kubelka  (Foto: Mina Film)
Gibt es denn auf dem Festival auch etwas mit deutschem Bezug - deutschsprachige Filme oder Filme mit einem deutschsprachigen Thema?

„Ja natürlich. Wir zeigen Filme aus Deutschland, aus Österreich und auch aus der Schweiz. Dieses Jahr gibt es auch einen Workshop, der der Vertreibung der Sudetendeutschen gewidmet ist, also den authentischen Berichten aus den Jahren 1945 bis 1947 in damaliger Perspektive. Es wird aber auch eine Retrospektive zu sehen sein von dem weniger bekannten österreichischen Regisseur Albrecht Viktor Blum, der in Brno geboren ist. Aus Österreich wird auch Peter Kubelka anreisen, ein sehr bekannter Experimentalfilmer. Alle Filme sind im Originalton mit englischen Untertiteln oder englischer Simultanübersetzung.“