Journalisten-Sommerakademie in Havlickuv Brod will Niveau der tschechischen Journalistik heben

Foto: www.centrumvysocina.cz

Karel Havlicek Borovskys (1821-1856) gilt als Begründer der modernen tschechischen Journalistik, Satire und Literaturkritik. In den Fußstapfen Havliceks sieht sich eine gleichnamige Journalisten-Sommerschule, die in diesen Tagen in Havlickuv Brod, dem Geburtsort des bekanntesten tschechischen Journalisten des 19. Jahrhunderts, stattfindet. Silja Schultheis hat sich mit Milan Pilar, einem der Organisatoren, über Ziele und Hintergründe der Akademie unterhalten.

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Herr Pilar, welche Idee steckt hinter der Sommerakademie für junge Journalisten, die Sie in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal in Havlickuv Brod veranstalten? Ich nehme an, der Kurs ist nicht zufällig gerade nach Karel Havlicek Borovsky benannt...

"Wir erinnern an diese Persönlichkeit, weil wir generell das Niveau der tschechischen Journalistik heben wollen. Und das geht unserer Ansicht nach nur durch den Vergleich mit Medien in anderen Ländern. In diesem Jahr haben wir uns auf die deutschen Medien konzentriert, im vergangenen Jahr waren es die amerikanischen und britischen. In Zukunft wollen wir uns allmählich auch ein Bild von der Situation in anderen großen Ländern wie etwa Frankreich und Italien machen."

Was fehlt der tschechischen Journalistik Ihrer Ansicht nach am meisten, was wollen Sie den Studenten mit auf den Weg geben?

"Die Fragen, über die hier am meisten diskutiert wird, sind die Objektivität und Unbestechlichkeit von Journalisten, die Fähigkeit, fundierte Gespräche zu führen und dabei auch einen gewissen moralischen Kodex einzuhalten. Solche Journalisten gibt es bei uns immer noch zu wenig, auch in den öffentlich-rechtlichen Medien, und deshalb laden wir ausländische Journalisten ein, die zeigen, wie etwa der Kodex der BBC aussieht, nach welchen Standards Journalisten in Deutschland arbeiten usf."

Warum eigentlich gibt es in Tschechien so wenig gute Journalisten?

"Diese Frage taucht bei jeder Journalismus-Debatte irgendwann auf und meistens werden folgende zwei Gründe angeführt: Zum einen mussten nach 1989 viele ältere Journalisten die Medien verlassen und so fehlt mindestens eine bis anderthalb Generation an Journalisten. Und der zweite Grund ist, dass die tschechische Medienlandschaft nach 1989 sehr in die Breite gegangen ist, es gibt eine Reihe neuer Medien, aber um ihre Qualität ist es nicht immer so gut bestellt. Dafür ist im Wesentlichen auch das mangelnde Aus- und Fortbildungsangebot tschechischer Medien für ihre eigenen Journalisten verantwortlich."

Können Sie uns auch noch etwas zu den Teilnehmern der Journalistenakademie sagen?

"Unsere Zielgruppe sind Schüler und Journalistik-Studenten zwischen 15-25 Jahren aus Tschechien und der Slowakei, in Zukunft wollen wir aber auch Studenten anderer europäischer Länder mit einbeziehen."