Jirí Menzel verfilmt Hrabals "Ich habe den englischen König bedient"

Jirí Menzel (rechts) mit dem TV Nova Direktor Petr Dvorak (Foto: CTK)
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Zehn Jahre lang hat der tschechische Oscar-Regisseur Jirí Menzel keinen Kinofilm mehr gedreht. Umso sehnsüchtiger erwarten die Tschechen seine Verfilmung von Bohumil Hrabals Schelmenroman "Ich habe den englischen König bedient". Sabine Winter hat sich vorab informiert.

Jirí Menzel  (rechts) mit dem TV Nova Direktor Petr Dvorak  (Foto: CTK)
Seit vergangene Woche bekannt wurde, dass Jirí Menzel Hrabals fiktive Erzählung "Ich habe den englischen König bedient" verfilmen wird, herrscht in der tschechischen Kinowelt Ausnahmezustand. Schließlich hatte es um die Filmrechte jahrelang Streit gegeben. Dass nach einigem Ringen nun Menzel die Adaption des Romans übernommen hat, veranlasst Kritiker zu Lobeshymnen - und das, obwohl die Dreharbeiten für den Film erst Ende des Jahres beginnen. Von dem derzeitigen Wirbel hält Jirí Menzel wenig:

"Ich lese nicht gerne, dass es eine große Verfilmung werden wird. Es soll ein Film entstehen, den sich der normale Bürger gerne im Kino ansieht."

Wer den tschechischen Kellner Díte und damit die Hauptfigur des Romans spielen wird, ist noch nicht bekannt. Menzel ließ nur verlauten, dass er sich vorerst nur in Tschechien nach einem geeigneten Hauptdarsteller umsehen wird.

Von seinen Kinobesuchern verlangt Menzel, dass sie sich von der literarischen Vorlage lösen und sich ganz auf die Verfilmung des "englischen Königs" konzentrieren.

"Ich möchte, dass der Film das Buch vergessen macht. Natürlich basiert er auf dem Buch. Aber er soll auch für Leute verständlich sein, die das Buch nicht gelesen haben."

Jiri Menzel mit seiner Ehefrau Olga  (Foto: CTK)
Jirí Menzel selbst hat Hrabals Werk nach eigenen Angaben rauf und runter gelesen. Kein Wunder, ist doch der Name des böhmischen Schriftstellers von Anfang an eng mit Menzels Karriere verbunden. So war nicht nur sein erster Streifen überhaupt eine Hrabal-Verfilmung, sondern auch der Kinohit "Liebe nach Fahrplan", für den Menzel 1968 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Trotz dieser persönlichen Bindung zu Hrabal steht Menzel der Verfilmung des "englischen Königs" eher nüchtern gegenüber:

"Ich bin froh, dass ich wieder Arbeit habe. Das war das erste gute Angebot in den vergangenen Jahren. Das ist alles."

Ein gutes Angebot war es in der Tat - zählt doch Hrabals Roman zu den großen europäischen Werken unserer Zeit. Und Menzels Verärgerung darüber, dass die Urheberrechte an dem "englischen König" ursprünglich an einen anderen Regisseur verkauft worden waren, lässt vermuten, dass ihm das Filmprojekt mehr bedeutet als er gegenüber der Öffentlichkeit zugibt.