Jenny Holzer verwandelt Prager Nationalmuseum in Riesen-Projektionsfläche

Foto: ČTK

Bereits seit Beginn des Jahres läuft in Prag das Projekt „Transparency“. Aus Anlass der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft präsentieren internationale Künstler an verschiedenen zentralen Orten der tschechischen Hauptstadt Lichtinstallationen. Über Stephan Reusses „Mice“ – grellgrüne Lichtmäuse, die über die Fassaden nahe der Spanischen Synagoge liefen und Ulla Rauters interaktive Installation „Tacet“ auf den Holzpfeilern in der Moldau beim „Novotného Lávka“ haben wir bereits berichtet. Nun neigt sich die Tschechische EU-Ratspräsidentschaft ihrem – wenig ruhmreichen – Ende zu. Und gleichzeitig strebt „Transparency“ seinem Höhepunkt zu: Am Mittwoch wurde die Lichtinstallation von Jenny Holzer präsentiert. Eine Woche lang funktioniert sie das Nationalmuseum auf dem Prager Wenzelsplatz zu einer Art Riesenleinwand um.

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Jenny Holzer, 1950 in Ohio in den USA geboren, ist eine der bekanntesten Konzeptkünstlerinnen. Seit gut zehn Jahren stehen Lichtinstallationen im Mittelpunkt ihres Schaffens. In jüngster Zeit widmet sie sich auch vermehrt dem Medium Video. Eines ist ihren Arbeiten gemein: Sie sprengen den Rahmen der üblichen Präsentationsformen. Nicht nur, dass Holzer konsequent den öffentlichen Raum in ihre Werke mit einbezieht. Sie funktioniert ganze Gebäude in Projektionsflächen um. Große Gebäude wohlgemerkt. Kein Wunder also, dass ihre Wahl in Prag auf das Nationalmuseum fiel, das hoch über dem Wenzelsplatz thront. Typisch für Holzers Arbeiten ist auch der starke inhaltliche Bezug zu den einzelnen Ausstellungsorten. Prag macht dabei keine Ausnahme, wie die Kuratorin der Projektes „Transparency“, Gisela Winkelhofer im Gespräch mit Radio Prag betont:

„Für Prag hat sie natürlich ganz speziell Franz Kafka ausgesucht. Einen ihrer Lieblingsschriftsteller, den sie sehr schätzt. Sie hat aus verschiedenen seiner Bücher passende Textstellen ausgesucht. Ebenso wie von Wisława Szymborska, der polnischen Literaturnobelpreisträgerin von 1996, von der sie jedoch schon in anderen Ländern Texte projiziert hat.“

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Die erste Großprojektion schuf Jenny Holzer 1996 für das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig: In „State of the War“ – „KriegsZustand“ griff sie den eben zu Ende gegangenen Krieg in Bosnien auf. Auf allen wichtigen Kunstveranstaltungen der Welt war die Künstlerin bereits zu Gast, unter anderem auf der Biennale in Venedig und der „documenta“ in Kassel. In zahlreichen Städten auf der ganzen Welt waren und sind Jenny Holzers permanente und temporäre Installationen zu sehen: Von Nordhorn über New York, Bilbao bis Osaka und Seoul. Nun darf sich auch Prag in diese prestigeträchtige Liste einreihen, wie Kuratorin Winkelhofer erklärt:

„Die ersten Kontakte haben bereits vor zwei Jahren stattgefunden. Sie hat bereits auf fünf Kontinenten und in allen Metropolen der Welt projiziert. Neben Moskau ist es aber die erste Außenprojektion im Osten. Wir freuen uns natürlich sehr, dass Jenny Holzer trotz der vielen Einladungen, die sie schon seit beinahe 30 Jahren bekommt, zugesagt hat und dass wir sie im Rahmen unserer Projektes ‚Transparency’ präsentieren können.“

Jenny Holzers Lichtinstallation auf der Fassade des Nationalmuseums am Prager Wenzelsplatz sind noch bis 6. Mai von 21 Uhr bis Mitternacht zu sehen.

Ein ausführliches Interview mit den Kuratoren des Projekts „Transparency“ hören Sie am kommenden Sonntag im Radio-Prag-Kultursalon.