Ins Wasser gefallen: tschechische Getreideernte bringt schlechtes Ergebnis

Die Getreideernte in Tschechien ist weitgehend eingebracht - jedenfalls das, was davon noch einzubringen war. Denn nach den anhaltenden Regenfällen der vergangenen Wochen fällt die Bilanz mehr als trübe aus. Thomas Kirschner mit den Einzelheiten.

Foto: Archiv Radio Prag
Um die schlechteste Ernte seit Menschengedenken habe es sich gehandelt, fasst der Präsident der tschechischen Landwirtschaftskammer Jan Veleba die Saison 2006 in Tschechien zusammen. Der Regen ist für die Bauern zum ungünstigsten Zeitpunkt gekommen:

"Starke Regenfälle hat es immer gegeben, da brauchen wir uns nur an die Sommerhochwasser der vergangenen Jahre zu erinnern. Aber der Regen ist immer dann gekommen, als die wichtigsten Regionen schon abgeerntet waren, und die Schäden waren nicht so groß. In diesem Jahr war erst ein knappes Drittel der Ernte eingebracht, dann haben die Körner nach dem starken Regen bereits begonnen, in den Ähren auszukeimen."

Nur etwa die Hälfte des Getreides, so die Schätzungen der Agrarkammer, dürfte die Standardqualität erreichen. Für die Bauern bedeutet das erhebliche Einnahmeausfälle, erklärt Veleba. Die Kammer will nun mit dem Landwirtschaftsministerium über mögliche Beihilfen für die betroffenen Bauern verhandeln:

"Wir schätzen die Einbußen aus der Ernte 2006 für die Landwirte auf drei bis vier Milliarden Kronen, also bis zu 140 Millionen Euro. Die Kosten für die Aufbereitung des Futtergetreides, so dass es überhaupt verwendbar ist, dürften bei einer weiteren Milliarde Kronen liegen, nochmals also 35 Millionen Euro. Bei Betrieben, die vor allem auf Brot- und Saatgetreide oder Malzgerste spezialisiert sind und die die Ernte nicht vor dem Regen eingebracht haben, dürften die Einnahmen um rund die Hälfte zurückgehen."

Spürbar knapper werden wird nach den Voraussagen der Experten vor allem hochwertiges Getreide. Auch wenn nicht droht, dass zum Jahreswechsel die rohliky, die tschechischen Hörnchen ausgehen werden - die Verbraucherpreise dürften auf jeden Fall steigen, meint Pavel Filip vom Verband der Mühlenindustrie.

"Klar ist, das die Nachfrage aus dem Ausland und die beschränkte Menge zu einer Preissteigerung bei Weizen und auch Weizenmehl führen wird. Die dürfte zunächst bei 10 Prozent liegen, aber es lässt sich erwarten, dass sie im Rahmen des Knappheits-Marketings dann auch 20 Prozent der derzeitigen Preise erreichen kann."

Wer nicht mehr ausgeben will, dem bleibt also nur übrig, in Zukunft kleinere Brötchen zu backen.