In Prag wird des 400. Todestags von Rudolf II. gedacht

Rudolf II.

Ein Bewunderer von Alchemisten und Forschern, ein Kunstmäzen und Sammler – das war der böhmische König und Kaiser Rudolf II. An diesem Freitag sind 400 Jahre seit dem Tod des Habsburgers vergangen. In Prag wird an den beliebten Herrscher mit mehreren Veranstaltungen erinnert.

Rudolf II.
Dank Rudolf II. kamen zahlreiche namhafte Künstler und Wissenschaftler nach Prag. Der Prager Erzbischof Dominik Duka machte anlässlich des 400. Todestags des Kaisers auch auf einen weiteren Aspekt von Rudolfs Persönlichkeit aufmerksam. Der in Spanien erzogene Habsburger war Duka zufolge ein Mensch, der Verständnis für Christen der verschiedensten Glaubensbekenntnisse zeigte. Der Erzbischof zitiert Rudolfs Worte, mit denen er die Bartholomäus-Nacht kommentierte:

„Obwohl der französische König mein Schwager ist, muss ich mit Trauer feststellen, dass mir ein derartiges ehrenloses und tyrannisches Verhalten nicht gefällt. Ich kann seiner Entscheidung weder zustimmen, noch sie für gut halten. Denn es ist schändlich und nicht christlich, gegen den Glauben zu handeln. Die Angelegenheiten der Religion können nicht mit Schwert und Gewalt gelöst werden, sondern nur mit Gottes Wort und nach christlicher Lehre beigelegt und beurteilt werden.“

Dominik Duka
Diese Worte Rudolfs gewinnen laut dem Erzbischof insbesondere während der jetzigen Woche der Gebete für die Einheit der Christen an Aktualität. Dominik Duka zelebrierte am Donnerstag im Prager Veitsdom einen Gottesdienst für Kaiser Rudolf II.

Anlässlich seines 400. Todestags ist die sonst gesperrte Rudolf-Galerie auf der Prager Burg zehn Tage für die Öffentlichkeit zugänglich. Im so genannten „Breiten Gang“ wird eine Ausstellung über Rudolfs letzte Tage zu sehen sein. Unter den Exponaten sind unter anderem die Grabinsignien und -beilagen des Kaisers. Im Rahmen des Begleitprogramms werden Vorträge gehalten und Dokumentarfilme über Rudolf II. und seine Epoche gezeigt.

Rudolf-Stollen
Den Jubiläumsveranstaltungen schloss sich auch das Prager Nationalmuseum für Technik an. Die Besucher haben an diesem Wochenende die einzigartige Möglichkeit, den Originalplan des Rudolf-Stollens aus dem Jahr 1593 anzusehen. Den Plan habe Isaac Phendler von der Hofskammer gezeichnet, erzählt Archivar Jan Hozák:

„Gemalt wurde der Plan auf einen Pergamentbogen, der fast 2,5 Meter lang und 20 Zentimeter breit ist. Der Plan wurde reich verziert. Es handelt sich um einen Querschnitt des Stollens. Auf dem Plan ist zudem zu sehen, wie damals die ganze Letná-Anhöhe aussah – von der Moldau bis zum königlichen Wildgehege Stromovka.“

Durch den unterirdischen Stollen, dessen Bau 1593 beendet wurde, sollte Wasser aus der Moldau in das königliche Wildgehege geleitet werden. Nach Rudolfs Plänen sollte dort ein System von Teichen errichtet werden. Diese Pläne wurden aber nie in die Tat umgesetzt.

Eingang zum Rudolf-Stollen
„Rudolf II. ist im Alter von 60 Jahren gestorben. Die folgenden politischen Ereignisse waren so tief greifend, dass an derartigen Bauprojekten keiner mehr Interesse hatte.“

Der Stollen ist bis heute erhalten geblieben. Regelmäßig wurde er gewartet und verschiedenartig genutzt: Im 19. Jahrhundert diente er beispielsweise als Wasserleitung für den anliegenden Stadtteil Bubeneč.

Der Originalplan des Rudolf-Stollens ist im Nationalmuseum für Technik nur vom 20. bis 22. Januar zu sehen sein. In der kommenden Woche wird die Originalzeichnung durch ein Faksimile ersetzt. Neben der Zeichnung sind im Museum einige Geräte aus der rudolfinischen Epoche sowie Keplers Werk „Astronomia nova“ zu bewundern.